Cookie Consent by PrivacyPolicies.com
Informiert bleiben Icon Papierflieger

Europäische Masthuhn-Initiative

28 europäische Tierschutzorganisationen haben sich zusammengetan, um über die Europäische Masthuhn-Initiative einen überfälligen Wandel in der Produktion von Hühnerfleisch einzuläuten. Damit richten sie sich die Organisationen an Unternehmen aus der Lebensmittelwirtschaft.


Aus Unternehmenssicht geschrieben lauten die Anforderungen wie folgt:


»Bis 2026 fordern wir von unseren Lieferanten, die folgenden Auflagen für 100 % der in unserer Lieferkette verwendeten Hühnerfleischprodukte [Frischfleisch, TK-Ware, verarbeitete Produkte] zu erfüllen:

  1. Einhaltung des europäischen Tierschutzrechts ungeachtet des Produktionslands
  2. Umsetzung einer maximalen Besatzdichte von 30 kg/m². Vorgreifen sollte vermieden werden und darf maximal einmal pro Mastdurchgang durchgeführt werden.
  3. Verwendung von Rassen oder Hybridlinien, die erhöhte Tierschutz-Kriterien erfüllen. Dies sind derzeit: Hubbard Redbro (neu) (nur Stallhaltung); oder Hubbard Norfolk Black, JA757, JACY57, 787, 957, 987, Rambler Ranger, Ranger Classic, Ranger Gold oder andere Rassen und Hybridlinien, die die Kriterien des »RSPCA Broiler Breed Welfare Assessment Protocol« erfüllen.
  4. Erfüllung der folgenden Kriterien für verbesserte Haltungsbedingungen:
    • Mindestlichtstärke von 50 Lux, inklusive Tageslicht
    • Mindestens zwei Meter nutzbare Sitzstangen und zwei Pickmöglichkeiten pro 1000 Tiere
    • Mindestens Erfüllung der Auflagen zur Gewährleistung der Luftqualität, die in Anhang II 3 der EU-Richtlinie zum Schutz von Masthühnern gefordert werden (Ammoniakkonzentration max. 20 ppm und Kohlendioxidkonzentration max. 3000 ppm), unabhängig von der tatsächlichen Besatzdichte
    • Keine Käfige oder andere Haltungssysteme mit mehreren Ebenen
  5. Anwendung von Betäubung in kontrollierter Atmosphäre mittels inerter Gase oder mehrstufiger Systeme oder effektive elektrische Betäubung ohne Kopfüberhängen
  6. Nachweis der Einhaltung obiger Standards durch Audits unabhängiger Dritter und jährliche öffentliche Berichterstattung zum Fortschritt im Rahmen dieser Selbstverpflichtung«

Unternehmen in Europa schließen sich an

Zu den wichtigsten Unternehmen in Europa, die die Masthuhn-Initiative aktiv unterstützen, gehören Nestlé, Unilever, Danone und Dr. Oetker. Um eine stets aktuelle Liste der Erfolge in Europa zu sehen, besuchen Sie die Seite »Chicken Watch« und wählen Sie dort »Continent: Europe« sowie »Issue: Broiler« aus.

Vorbild USA

In den USA tut sich zum Thema Masthühner seit Ende 2016 einiges: Bis heute haben bereits über 100 Unternehmen beschlossen, ihre Tierschutzstandards anzuheben. Dazu zählen u. a. die fünf größten Catering-Unternehmen (u. a. Aramark, Compass Group und Sodexo). Auch Restaurant-Ketten wie Burger King, Starbucks und Subway sowie Hersteller wie General Mills, Nestlé und Unilever haben sich angeschlossen. Im Gegensatz dazu ist der Einzelhandel mit Whole Foods zwar bislang noch recht schwach vertreten, aber das liegt an den Gegebenheiten in den USA: Auch beim Käfigei-Ausstieg war der US-LEH relativ langsam. Zum Vergleich der Kriterien: die US-Kriterien ähneln den o. g. Anforderungen für Europa sehr.


Als erster Masthuhn-Produzent der USA hat Perdue erklärt, allen bestehenden und zukünftigen Kunden den Umstieg auf Fleisch zu ermöglichen, das den US-Kriterien entspricht. Auf der anderen Seite des Atlantiks hat die britische 2 Sisters Group erklärt, die Nachfrage nach den europäischen Kriterien zu bedienen (siehe »Our Poultry Commitment«).

Einordnung der Masthuhn-Initiative

Beim Käfigausstieg für Legehennen sorgt die nächstbessere Alternative (Bodenhaltung) noch lange nicht für glückliche Tiere. Ähnlich ist es bei der Masthuhn-Initiative. Zwar adressieren die geforderten Kriterien die wichtigsten Problembereiche, aber eine wirklich artgerechte Haltung von Masthühnern müsste weit mehr erfüllen. Dementsprechend lautete die Prämisse bei der Entwicklung, einen für Unternehmen gangbaren Schritt vorzugeben, der in der Regel keine Stallumbauten notwendig macht. Gleichzeitig sollten die Mehrkosten im Rahmen des Machbaren bleiben.


Als wichtigste Vorteile der Umsetzung sind eine wesentliche Linderung des Tierleids sowie ein potenziell deutlich geringerer Antibiotikaeinsatz zu nennen. Während sich in der heute üblichen Hühnermast nur wenige Mastdurchgänge ohne den Einsatz von Antibiotika durchführen lassen, nehmen die Mindestanforderungen Druck aus dem System, sodass die Abhängigkeit von Antibiotikagaben deutlich reduziert wird.

Umsetzung & Kommunikation

Wie Unternehmen die Europäische Masthuhn-Initiative am besten unterstützen können, stellen wir in diesem Beitrag dar.


Zudem könnte die Webseite https://masthuhn-initiative.de zur internen und externen Kommunikation hilfreich sein.