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Vegan auf der Internorga 2018

Die Internorga 2018 hat gezeigt, dass vegane Lebensmittel mittlerweile bei fast allen Unternehmen der Gemeinschaftsverpflegung eine Rolle spielen. Wir haben uns auf der Messe umgesehen und unsere Eindrücke für Sie zusammengefasst.

GV-Barometer 2018 und weitere Zahlen zum veganen Markt

Das im Rahmen der Internorga vorgestellte GV-Barometer unterstreicht die wachsende Bedeutung eines vegan-vegetarischen Angebots in der Gemeinschaftsverpflegung. 65 % der befragten Entscheidungsträger aus der Branche glauben demnach, dass vegetarisches und veganes Essen in den nächsten drei Jahren an Bedeutung gewinnen wird. Insbesondere ein Großteil der Kliniken und Sanatorien (75 %) erwarten hier eine positive Entwicklung.


Diese Einschätzungen decken sich mit der derzeitigen Marktentwicklung: Im Jahr 2017 waren in Deutschland 15 % der Neueinführungen im Lebensmittelbereich (inkl. Getränke) vegan. Damit ist der deutsche Markt weltweit führend in dieser Produktsparte.


2017 waren laut Mintel 8 % der Deutschen Vegetarier, 6 % ernährten sich vegan. Flexitarier hatten jedoch 2015/16 einen doppelt so hohen Marktanteil wie diese beiden Gruppen zusammen. Dieses Verhältnis zeigt, dass Hersteller veganer Produkte bei Produktentwicklung und Marketing vor allem die Flexitarier in den Blick nehmen sollten. Sie dominierten bereits 2016 die Umsätze an Fleischalternativen und tragen damit deutlich mehr zum Veggie-Boom bei als die Vegetarier und Veganer.

Entwicklungen und Themen auf der Internorga

Auf der Internorga 2018 hatten fast alle Hersteller vegane Produkte im Angebot – immer mehr erfreulicherweise auch in GV-tauglichen Verpackungseinheiten.

Umstellung von vegetarisch auf vegan kann sich lohnen

Grundsätzlich zeigten viele Hersteller auf der Messe Interesse an der Umstellung ihrer Produkte auf vegane Rezepturen. Häufig wurde uns allerdings entgegnet, dass man die Rezepturen von bereits am Markt befindlichen Artikeln nicht verändern wolle. Dass sich das aber durchaus lohnen kann, zeigt die Erfahrung eines unserer Gesprächspartner: Er berichtete davon, dass er nach der Umstellung seines Produkts von vegetarisch auf vegan eine Absatzsteigerung von 20 % beobachten konnte.

Kennzeichnung noch ausbaufähig

Generell aufgefallen ist uns die sehr unterschiedliche Herangehensweise der Hersteller an die vegane Kennzeichnung ihrer Produkte. Einige weisen in ihren Katalogen klar und gut sichtbar darauf hin, andere leider gar nicht bzw. nicht immer. Hier raten wir zu konsequentem und klarem Vorgehen.


Wir empfehlen außerdem, von der Verwendung des Wortes »vegan« in der Produktbezeichnung abzusehen und stattdessen eine Kennzeichnung an anderer Stelle klar, aber unaufdringlich anzubringen. So lassen sich zwei Konsumentengruppen erreichen: Zum einen diejenigen, die interessiert an veganer Ernährung sind und ihr positiv gegenüberstehen (hier reicht eine dezente, leicht auffindbare Kennzeichnung aus); zum anderen die Personen, die von einer plakativen »vegan«-Kennzeichnung eher verunsichert werden, weil sie der Meinung sind, vegan sei nichts für sie.


Da vegane Produkte inzwischen eine geschmacklich gleichwertige Alternative darstellen, sollten sie außerdem gleich neben dem Standardsortiment aufgeführt werden. Eine Listung, die suggeriert, dass sich die Produkte nur für bestimmte Ernährungsformen eignen, sehen wir als kontraproduktiv an.

»Spuren« sind vegan

Dass Produkte, die produktionsbedingt tierische Spuren enthalten können, nicht als »vegan« gekennzeichnet werden, ist uns vermehrt aufgefallen. Spuren stehen einer veganen Kennzeichnung jedoch keinesfalls im Wege. So heißt es etwa im Leitfaden zum V-Label: »Einer Auslobung als vegan oder vegetarisch stehen unbeabsichtigte Einträge von tierischen Erzeugnissen weder aus ethischer noch aus ökologischer Sicht entgegen, soweit diese auf allen Produktions-, Verarbeitungs- und Vertriebsstufen trotz geeigneter Vorkehrungen bei Einhaltung der guten Herstellungspraxis technisch unvermeidbar sind.« Andere Vegan-Label und die Verbraucherschutzministerkonferenz sind ähnlicher Meinung.

Veganer Käse

Molkerei-Unternehmen zeigen mittlerweile gesteigertes Interesse an der Entwicklung von veganem Käse. Weltweit investieren immer mehr von ihnen in pflanzliche Alternativen – Beispiele sind Danone, General Mills und Green Space. Dadurch reagieren sie auf das große Marktpotenzial: Die Umsätze von veganen Käsealternativen sind 2016 innerhalb nur eines Jahres um 73 % gestiegen. Auf der Internorga konnten wir allerdings in diesem Jahr keine neuen Käseprodukte entdecken. Hier sehen wir vor allem Bedarf für Pizzakäse sowie Streichkäse in GV-Größen.

Produktneuheiten

Obwohl auf der Internorga 2018 nicht so viele vegane Innovationen wie in den Vorjahren präsentiert wurden, haben wir uns doch von einigen Produkten überzeugen können.


Im Dessertbereich haben uns vor allem der Himbeer-Haselnuss-Kuchen von Pfalzgraf und der Blaubeer-Streuselkuchen von Wela-Trognitz gut geschmeckt. Der Anteil an veganen Produkten wächst in diesem Bereich stetig – Potenzial für weitere Entwicklungen besteht aber in jedem Fall. Positiv aufgefallen sind uns auch die pflanzliche Schlagcreme von Frischli und die Kokos- und Mandelcremes von Dr. Oetker Professional, die als Rohling verkauft werden und kurz vor der Markteinführung stehen. Naarmann stellte veganen Apfelpudding vor. Generell gefehlt hat uns servierfertige vegane Vanillesoße.


Innovatives Fingerfood hatten Salud (Avocado Fries Chili) und Solpuro (Guacamole-Bällchen) dabei. Beide Produkte werden als TK-Ware vertrieben. Bei den Teigwaren konnten wir uns von den Gnocchi Rote Bete und Süßkartoffel von Bürger überzeugen. Settele hat vegane Maultaschen und Kartoffel-Schupfnudeln präsentiert, die sowohl für den LEH als auch für die Gemeinschaftsverpflegung erhältlich sind.


Bei den Fleischalternativen war ein Trend hin zu unpanierten Produkten auszumachen. Überzeugende Beispiele dafür sind die »Power Snaps« und »Power Burger« aus »Paul’s Veggie Power Programm« von Wiesenhof. Diese Produkte auf Erbsenbasis werden mit ihrem besonders hohen Proteingehalt beworben (22-24 g pro 100 g). Salomon Foodworld hat, neben dem unpanierten veganen »Sunny Veggie Burger« erfreulicherweise vegane Laugen-Buns im Sortiment.


Vermisst haben wir auf der Messe realistische Burger-, Wurst- und Hackfleischalternativen sowie vegane »Pulled Meat«-Produkte, etwa aus Jackfrucht. In Deutschland gibt es in diesem Bereich noch viel Platz für Innovation. Als Vorbild könnte das Unternehmen Beyond Meat dienen, das kürzlich auf der Natural Products Expo West in den USA überzeugende pflanzliche Würste vorgestellt hat.

Unser Fazit

Die Internorga konnte 2018 zwar nicht mit so vielen überzeugenden veganen Produktinnovationen aufwarten wie in den Vorjahren. Trotzdem hat sich gezeigt, dass vegane Produkte auch in der Gemeinschaftsverpflegung eine immer größere Rolle spielen, der sich die Hersteller bewusst sind. Wir sind gespannt auf die Produktentwicklungen der kommenden Monate und stehen Ihnen bei Fragen selbstverständlich gern zur Verfügung.