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Jahresrückblick 2016 & Ausblick

Das Jahr 2016 war von vielen Fortschritten geprägt – sowohl in Deutschland als auch international. Wir lassen die wichtigsten Entwicklungen Revue passieren und blicken zudem ins Jahr 2017.

Ende der Käfighaltung ist besiegelt

Dass die Käfighaltung von Legehennen in Deutschland ein Auslaufmodell ist, ist längst bekannt. Trotzdem ist es nach wie vor wichtig, dass Unternehmen ihre Lieferketten aktiv »käfigfrei« halten, denn sonst werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit billige und besonders tierquälerische Ei-Produkte verwendet – bis hin zu Eipulver von außerhalb der EU, wo oft sogar noch nicht-ausgestaltete Käfige der Standard sind.


Die Betonung liegt hier glücklicherweise auf »noch«, denn im Jahr 2016 haben so viele Unternehmen wie noch nie beschlossen, auf Käfigeier zu verzichten. Das trifft zum einen auf den deutschen Einzelhandel zu, der beschlossen hat, auch im Ausland nicht mehr mit Käfigware zu handeln. Zum anderen haben praktisch der gesamte Einzelhandel der USA und viele große verarbeitende Unternehmen Absagen an die Käfighaltung erteilt. In fast allen Fällen wird die Umsetzung zwischen 2020 und 2025 erfolgen.

Mehr Tierschutz-Einkaufsrichtlinien

Im Jahr 2016 hat insbesondere der LEH Einkaufsrichtlinien für Tierprodukte verabschiedet. In mehreren Fällen haben wir bereits vor der Veröffentlichung dieser Richtlinien gut mit den Unternehmen zusammengearbeitet.


Wir gehen davon aus, dass 2017 mehrere bestehende Richtlinien aktualisiert und verbessert werden. Darüber hinaus halten wir es für wahrscheinlich, dass solche Richtlinien auch von Marktführern aus anderen Branchen verabschiedet werden.

Fleischalternativen auf dem Scheideweg

Der Markt für Fleischalternativen stagniert derzeit. Als wesentlichen Grund dafür sehen wir die Tatsache, dass der Handel bei seiner Sortimentsausweitung zu sehr auf den Preis sowie die Gewinnmargen und zu wenig auf geschmacklich hochwertige Produkte geachtet hat. Das dürfte viele enttäuschte Verbraucher zurückgelassen und zu wenigen Wiederholungskäufen geführt haben. Auch die jüngsten Testergebnisse dürften den Boom gebremst haben, auch wenn an den Tests einige Punkte zu bemängeln sind.


Wir sehen es jetzt als notwendig an, dass schwache Produkte ausgelistet und durch bessere Alternativen ersetzt werden. Glücklicherweise gibt es solche Alternativen bereits. Zudem wird intensiv an Innovationen gearbeitet, wie u. a. unser Besuch auf der »Food Ingredients Europe« gezeigt hat. Diese werden nicht nur Fleischalternativen betreffen, sondern auch Alternativen zu Milch, Eiern und Gelatine.

Wird 2017 das Jahr der blutigen Legehennen?

So erfreulich die Entwicklungen rund um das Thema Käfigeier sind, so besorgniserregend ist der Status quo beim Ausstieg aus dem Schnabelkürzen. Dieser Ausstieg kann nur gelingen, wenn die Hennen keine Verhaltensstörungen entwickeln, wie das bislang regelmäßig der Fall ist. Das machte das Schnabelkürzen notwendig, um Verletzungen und hohe Mortalitätsraten zu vermeiden. Wenn jetzt unter denselben Bedingungen auf das Schnabelkürzen verzichtet wird, stehen den Hennenhaltern Blutbäder in ihren Ställen bevor. Dann bleibt nur das Verdunkeln der Ställe, um die Tiere zu beruhigen, was zu neuen Tierschutzproblemen führt.


Eine Erhöhung der Standards ist also dringend notwendig, doch KAT weigert sich bislang hartnäckig, diese umzusetzen. Falls es dabei bleibt, werden wir unseren Druck erhöhen müssen.

Ende der Käfighaltung auch für Sauen?

Das Ende der Käfighaltung von Legehennen wird maßgeblich über eine mal mehr, mal weniger konstruktive Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Tierschutzorganisationen vorangetrieben. Das Ende der Kastenstände (körpergroße Käfige für Muttersauen) könnte dagegen auf juristischem Weg erfolgen. Zwar geht es derzeit nur um die korrekte Breite der Stände – allerdings dürften die Kastenstände unrentabel werden, wenn die vorgeschriebenen Mindestbreiten eingehalten werden müssen. Dass Bewegung in dieses Thema kommen wird, haben wir bereits vor einem Jahr vorhergesagt.

Unklare Zukunft der Vollspaltenböden

Unsere Ansprechpartner aus der Lebensmittelwirtschaft sind oft überrascht, wenn sie erfahren, wie schwierig es in einigen Bereichen ist, das Einhalten gesetzlicher Mindeststandards zu erreichen. Neben den zu engen Kastenständen ist die Nutzung von Vollspaltenböden ein solcher Punkt. Durch eine Änderung der EU-Schweinehaltungsrichtlinie konnten wir zumindest klarstellen, dass die nachweislich unangenehmen Vollspaltenböden nicht zulässig sind, denn Schweinen stehen jetzt »angenehme Liegebereiche« zu.


Politischen Willen, in diesem Bereich für legale Zustände zu sorgen, können wir derzeit nicht erkennen. Das BMEL drückt sich sogar um klare Stellungnahmen und spricht nur davon, dass Vollspaltenböden »aus Tierschutzsicht Nachteile bringen«. Trotzdem könnte das Jahr 2017 hier Fortschritte bringen.

Erhöhte Masthuhn-Standards auf dem Vormarsch

In den letzten Wochen und Monaten haben die ersten großen US-Unternehmen bekannt gegeben, zukünftig auf erhöhte Standards zu setzen. Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass dies erst der Beginn einer großen Welle ist: Mehrere effektive US-Tierschutzorganisationen bauen derzeit ihre Kapazitäten in diesem Bereich auf und aus.


Spannend wird lediglich die Frage, wann und wie intensiv diese Welle nach Deutschland schwappt. Die bislang durch die Initiative Tierwohl beschlossenen Verbesserungen bleiben weit hinter den Fortschritten aus den USA und den Niederlanden zurück. Hier muss stark nachgebessert werden – oder Unternehmen werden ihre eigenen Standards entwickeln.

Warten aufs staatliche Tierwohl-Label

Einige Details zum angekündigten Label sind uns schon bekannt. Aus Tierschutzsicht gibt es einiges zu bemängeln. Wir sind gespannt, wie die Kriterien genau ausgestaltet werden und welche Wirkung das Label entfalten wird.

Auswirkungen der Intensivtierhaltung in der Debatte

Welche gravierenden Auswirkungen die Intensivtierhaltung nicht nur auf die Tiere hat, wird in 2017 sicherlich wieder Gegenstand zahlreicher Studien und Debatten sein. So ist der Antibiotikaverbrauch in der Nutztierhaltung in Deutschland und der restlichen EU noch drei Mal höher als von Experten empfohlen (Deutschland befindet sich entgegen der Darstellungen der Agrarindustrie im europäischen Mittelfeld). Auch andere Faktoren wie Umweltrisiken und gesellschaftliche Risiken werden sicherlich weiterhin eine wachsende Rolle im Diskurs um die Tierhaltung spielen.


Mittelfristig gilt es, das Paradigma zu brechen, dass über Tierprodukte für eine wachsende Zahl von Menschen auf der Erde Proteine oder Kalorien produziert würden. In Wahrheit wird beides in aller Regel durch die »Veredelung« verschwendet.

Auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit!

In 2016 haben wir mit so vielen Unternehmen kooperiert wie noch nie – oftmals konnten wir unsere langjährigen Beziehungen noch vertiefen. Deshalb haben wir unser Team ausgebaut. Wir freuen uns im kommenden Jahr auf spannende Projekte mit Ihnen! Wenn Sie zu einem oder mehreren der o. g. (oder auch anderen Tierschutz-)Themen mit uns zusammenarbeiten möchten, dann gilt wie immer: Melden Sie sich bei uns!