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Potenziale der GRI nutzen

Die deutschen Lebensmittelhändler legen immer mehr Wert darauf, über ihre Engagements im Bereich Nachhaltigkeit zu berichten. Dabei orientieren sie sich beispielsweise an den Sustainable Development Goals (SDG) oder sie nutzen – wie etwa Aldi Nord und Süd, Lidl und die Rewe Group – die Vorgaben der Global Reporting Initiative (GRI).


Wir haben bereits zusammengefasst, dass Unternehmen viel Potenzial verschenken, wenn sie im Rahmen der SDG nicht oder nur wenig auf die Reduktion von Tierprodukten eingehen. Das gilt auch für die GRI-Module: Sie bieten zahlreiche Ansatzpunkte, um dieses Thema in den Nachhaltigkeitsberichten zu verankern. Wir fassen das in dieser Hinsicht bisher kaum genutzte Potenzial zusammen.

GRI 200: Ökonomie

Das GRI-Modul »Ökonomie« beinhaltet u. a. die Standards GRI 201 und 203 (»Wirtschaftliche Leistung« und »Indirekte ökonomische Auswirkungen«). Wie sich die Produktion von tierischen Erzeugnissen auf diese Bereiche auswirken kann, führt die Initiative FAIRR (Farm Animal Investment Risk & Return) in ihrem Report auf. Sie identifiziert darin hohe ökologische, gesellschaftliche und politische Risiken der Intensivtierhaltung. Zudem empfiehlt sie Investoren und Stakeholdern, diese Risiken deutlich intensiver zu untersuchen – sowohl aus Sicht der Nachhaltigkeit ihrer Investments und Geschäftsbeziehungen als auch aus Sicht des langfristigen Kapitalerhalts. Unternehmen können diesen Risiken aus dem Weg gehen, indem sie ihr Angebot weniger auf Tierprodukte hin ausrichten und pflanzliche Produkte stärker in den Blick nehmen.

GRI 300: Ökologie

Die Ökologie-Standards der GRI zielen auf den Energieverbrauch inner- und außerhalb eines Unternehmens sowie auf die Senkung des Energiebedarfs ab (GRI 302). Die GRI 303 bis 307 thematisieren darüber hinaus Wasserverbrauch, Biodiversität, Treibhausgas-Emissionen, Abwässer und die Einhaltung von Umweltschutzgesetzen.


Die massenhafte Produktion von tierischen Produkten zählt zu den größten Verursachern des Klimawandels. 14,5 % aller »menschengemachten« Treibhausgasemissionen gehen auf sie zurück. Problematisch ist auch der hohe Wasserverbrauch, der mit der Produktion tierischer Lebensmittel einhergeht: Die aktuelle europäische Durchschnittsernährung benötigt deutlich mehr Wasser als Ernährungsstile ohne tierische Produkte. Und auch die Wasserverschmutzung ist gravierend. Durch die ausgebrachte Gülle leiden Gewässer unter einer hohen Nitratbelastung. Dünger gelangen in die Flüsse und führen dazu, dass ihr Sauerstoffgehalt sinkt, sodass Tiere nicht mehr darin leben können.


Der Anbau von Futtermitteln wirkt sich auch global gesehen negativ auf die Umwelt aus. Eines der größten Probleme dabei ist sicherlich, dass große Flächen des Regenwalds abgeholzt werden, um Anbauflächen zu schaffen. Dies trägt nicht nur zum Klimawandel bei, sondern hat auch zur Folge, dass Biodiversität verloren geht.


Unternehmen können diese Zusammenhänge bei ihrer Sortimentsgestaltung im Blick behalten und ihre Kunden dazu motivieren, vermehrt zu pflanzlichen Produkten zu greifen. Darüber hinaus ist es sinnvoll, auf nachhaltige Konzepte wie die biozyklisch-vegane Landwirtschaft zu setzen.

GRI 400: Soziales

Das GRI-Modul »Soziales« beinhaltet Themen wie Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz (403), betriebliche Leistungen (401) sowie Aus- und Weiterbildung der Angestellten (404). In einem breiteren Kontext zählen zu diesem Themenkomplex auch Menschenrechte (412), Kundengesundheit (416) sowie Marketing und Kennzeichnung (417).


Um sich in diesem Modul positiv positionieren, sollten Unternehmen die sozialen Aspekte bedenken, die bei der Herstellung von Tierprodukten eine Rolle spielen: In Schlachtbetrieben sind zu geringe Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen an der Tagesordnung. Die Angestellten sind zudem hohen Gesundheitsrisiken – etwas für schwere Verletzungen und Traumatisierungen – ausgesetzt.


Auch global gesehen wirkt sich die Fleischproduktion auf sozialer Ebene negativ aus. Für den Futtermittelanbau werden immer mehr Flächen in Entwicklungsländern in Anspruch genommen. Unter Umständen kommt es sogar zu Landraub, der die Armut der Bevölkerung noch verstärkt. Eine intensive Bewirtschaftung zieht zudem die Bodenqualität stark in Mitleidenschaft. Ein Drittel der globalen Ackerfläche ist bereits mittelgradig bis stark degradiert, ein weiteres Drittel leicht. Sollte dieser Trend nicht gestoppt werden, sind immer schlechtere Anbaubedingungen sowie weitere weltweite Hungerkrisen zu befürchten.


Im Hinblick auf die Kundengesundheit können Unternehmen mit dem GRI-Standard arbeiten, indem sie ihre Kunden beispielsweise über gesunde pflanzliche(re) Ernährungsweisen informieren und den Kauf entsprechender Produkte fördern.

G4: Lebensmittelverarbeitung

Die G4-Standards für den Bereich »Lebensmittelverarbeitung« drehen sich u. a. um die Themen »Gesunde und bezahlbare Lebensmittel« und »Tierschutz«.


Eine Ernährungsweise mit viel Obst und Gemüse und wenig bzw. keinen tierischen Produkten ist nachweislich gesund und kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Darmkrebs sowie Diabetes vorbeugen. Mit einem ansprechenden Angebot ist es Unternehmen möglich, sich in diesem Bereich nachhaltig zu profilieren.


Um Standards im Bereich »Tierschutz« zu implementieren, sollten Unternehmen auf das Konzept der »Fünf Maßnahmen und Tierschutzziele« zurückgreifen. Auf dieser Grundlage können dann Tierschutzrichtlinien ausgearbeitet bzw. mitgestaltet werden.

Fazit: Viele Möglichkeiten bleiben bisher ungenutzt

Wie bereits bei den SDG fällt auf, dass viele Unternehmen die GRI zwar bereits nutzen, das Thema »Tierproduktreduktion« aber nicht oder nur wenig beachten. Dabei bietet gerade dieser Aspekt viele Anknüpfungspunkte an zahlreiche GRI-Standards.