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Ranking: Vegane Pizza in der Gastronomie

Pizza-Ranking 2020
Pizza ist eines der beliebtesten Gerichte in Deutschland und flächendeckend gut verfügbar. Ob unterwegs, im Restaurant oder vom Lieferservice: »Pizza geht immer«. Aber gilt dieses Motto auch für Personen, die ihren Konsum tierischer Produkte reduzieren wollen, oder müssen sie sich häufig noch mit einem unzureichenden Angebot begnügen?


Um das herauszufinden, haben wir erneut die größten deutschen Pizza-Lieferdienste unter die Lupe genommen. Auch die Speisekarten von Systemgastronomen, bei denen Pizza einen wesentlichen Teil des Angebots ausmacht, haben wir untersucht. Wir waren gespannt: Hat sich das Angebot seit unserem letzten Pizza-Ranking vor zwei Jahren verbessert?

Die Ergebnisse im Überblick

Der deutliche Sieger unseres Rankings ist Vapiano. Das Unternehmen überzeugt mit zwei veganen Pizzen, den meisten veganen Hauptgerichten und einer deutlichen Kennzeichnung. Call a Pizza folgt mit vier veganen Pizzen auf Platz zwei und Domino’s landet auf einem starken dritten Platz. Während Freddy Fresh auf Platz vier immerhin eine vegane Pizza auf der Speisekarte hat, sind die Angebote der Unternehmen auf den hinteren Plätzen – L’Osteria, Flying Pizza, Pizza Hut und Smiley’s – enttäuschend.


Es sollte klar sein, dass ein überzeugendes veganes Pizza-Angebot heutzutage nicht mehr nur daraus bestehen kann, Käse aus Kuhmilch einfach wegzulassen – aber nicht einmal das berücksichtigen alle Unternehmen. Optimal wäre es, die Kunden bei jedem Gericht selbst entscheiden zu lassen, ob sie es mit pflanzlichem Käse oder mit Kuhmilchkäse bestellen wollen.


Bei der Pizza-Auswahl vermissen wir generell eine gute Mischung aus Klassikern und kreativen Eigenkreationen. Um größere Kundengruppen wie zum Beispiel Flexitarier anzusprechen, sollte es nicht nur Gemüsepizzen mit Käsealternative geben, sondern auch eine »Pizza Salami« mit einer pflanzlichen Wurst-Alternative.


Wünschenswert wären darüber hinaus mehr vegane Basisrezepturen für Dips und Dressings. Auch bei den veganen Desserts gibt es noch viel Luft nach oben. In beiden Fällen bietet der Markt mittlerweile diverse überzeugende Produkte an, die bisher jedoch nur wenige Unternehmen in ihre Speisekarte aufnehmen. Zum Beispiel Eis: Warum werden nicht auch die veganen Sorten des beliebten Herstellers Ben & Jerry’s verkauft?

Die Ergebnisse der Unternehmen im Detail

Platz 1: Vapiano

Vapiano hat vor zwei Jahren noch den dritten Platz belegt – inzwischen führt das Unternehmen mit einem überzeugenden Angebot das Ranking an. Ein Fünftel der Speisekarte ist vegan. Kunden finden dort beispielsweise zwei Pizzen mit Pizzaschmelz und einer pflanzlichen Fleischalternative. Auch andere rein pflanzliche Hauptspeisen wie diverse Pasta-Gerichte und eine Bowl können bestellt werden. Insgesamt bietet Vapiano von allen Unternehmen im Ranking die meisten veganen Hauptgerichte an. Auch zahlreiche Vorspeisen und Salatdressings kommen ohne tierische Zutaten aus.


Erfreulich ist außerdem, dass Vapiano sein veganes Angebot aktiv auf seinen Social-Media-Kanälen bewirbt und die Speisen konsequent und deutlich kennzeichnet.


Die Zukunft von Vapiano ist derzeit noch unklar. Nach der Insolvenz sollen die deutschen Restaurants von einem neuen Franchisenehmer weitergeführt werden. Wir hoffen, dass das Unternehmen diese Umstrukturierung gut übersteht und dass das vegane Angebot auch in Zukunft so überzeugt und weiter ausgebaut wird.


Auf dem zweiten Platz gibt es im Vergleich zum letzten Ranking keine Bewegung. Call a Pizza hat sein veganes Angebot leider nicht nennenswert ausgebaut – und das, obwohl vegane Produkte am Markt in den letzten zwei Jahren deutliche Fortschritte gemacht haben, was Geschmack und Vielfalt angeht.

Trotzdem konnte das Unternehmen den zweiten Platz halten. Kunden können hier nach wie vor vier vegane Pizzen bestellen – das ist das größte Pizza-Angebot im Ranking. Weitere warme pflanzliche Hauptgerichte sucht man allerdings vergeblich auf der regulären Speisekarte. Immerhin bietet Call a Pizza relativ viele pflanzliche Dips und Dressings sowie einen Salat und ein Eis an. Aktuell gibt es außerdem einen veganen Aktions-Burger.

Ausbaufähig ist die Filterfunktion auf der Website, mit der man bisher nur nach vegetarisch-veganen Optionen suchen kann. Bei den Käsealternativen sind wir gespannt, ob Call a Pizza in Zukunft an seinem Hefeschmelz festhält oder pflanzlichem Pizzaschmelz eine Chance gibt.
Mit zwei veganen Pizzen belegt Domino’s den dritten Platz unseres Rankings. Im laufenden dritten Quartal 2020 gibt es außerdem eine weitere Aktionspizza mit Fleischalternative. Sehr löblich: Diese Zutat kann man auch für andere Pizzen als Belag auswählen. Ob die Aktionspizza und die veganen Filetstücke es allerdings ins Standard-Sortiment schaffen, lässt Domino’s noch offen. Außerdem ist es erfreulich, dass der vegane Streukäse genauso viel kostet wie der Kuhmilchkäse.

Mehr Punkte hätte Domino’s mit weiteren veganen Hauptspeisen und Desserts sowie Dips sammeln können.
Freddy Fresh ist ein Neuzugang in unserem Ranking. Das Unternehmen hat einen sehr guten ersten Schritt auf dem Weg zu einem ansprechenden veganen Angebot gemacht: Kunden können eine vegane Pizza Margherita bestellen und sie ganz einfach nach ihren Wünschen verfeinern. Der verwendete pflanzliche Streukäse kostet so viel wie der Käse aus Kuhmilch und kann auch teilweise bei Snacks ausgewählt werden. Als nur eines von zwei Unternehmen im Ranking hat Freddy Fresh außerdem ein Dessert ohne tierische Zutaten auf der Speisekarte.

Vermisst haben wir interessante Pizza-Eigenkreationen, eine klare Kennzeichnung veganer Speisen und eine gute Filtermöglichkeit auf der Website.
Wir (und auch viele Kunden) hatten gehofft, dass L’Osteria nach unserem letzten Ranking seine Rezeptur für Pizzateig endlich auf rein pflanzliche Zutaten umstellen würde – aber vergeblich. L’Osteria lehnt eine solche Umstellung unter anderem mit Hinweis auf seine (rund zwanzig Jahre alte) »Unternehmenstradition« ab. So bleibt allen, die weniger oder keine tierischen Produkte essen möchten, nur eine sehr kleine Auswahl auf der Speisekarte.
Immerhin: Der Pizzateig bei Flying Pizza ist vegan. Das war’s aber auch schon mit den guten Nachrichten. Es gibt weder eine pflanzliche Käse-Alternative noch kann der Kuhmilchkäse im Bestellprozess abgewählt werden. Warme Gerichte vermissen wir hier ebenso wie eine Kennzeichnung der wenigen veganen Produkte (Salat, einige Vorspeisen und Dips). Würde Flying Pizza einige seiner interessanten vegetarischen Gerichte auf eine pflanzliche Rezeptur umstellen, könnte sich das Unternehmen im nächsten Ranking deutlich verbessern.
Pizza Hut hat seinen Teig seit dem letzten Ranking auf eine vegane Rezeptur umgestellt und landet deshalb nicht mehr auf dem letzten Platz. Leider hinkt das Unternehmen aber in Deutschland seinen Schwestergesellschaften in England, Australien und den USA ein gutes Stück hinterher. Dort sind bereits vegane Pizzen, Nuggets und Co. im Angebot. In Großbritannien hat Pizza Hut sogar die Rezeptur seines Cheesecake-Desserts auf vegan umgestellt. Außerdem spielt man man dort mit dem Gedanken, künftig Kuhmilchkäse komplett durch vegane Alternativen zu ersetzen, um klimaneutraler zu werden. Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass auch Pizza Hut Deutschland endlich nachzieht.
Seit dem letzten Ranking hat Smiley’s sein Angebot nicht ausgebaut, während die Konkurrenz sich weiterentwickelt hat – deshalb rutscht das Unternehmen von Platz 4 auf Platz 8. Bis auf einen Salat und Pizzabrötchen gibt es hier für Veganer nichts zu holen.

Wie haben wir bewertet?

Für unser Ranking haben wir die größten deutschen Pizza-Lieferdienste bewertet. Auch Gastronomieketten, bei denen Pizza einen wesentlichen Teil des Angebots ausmacht, haben wir einbezogen. Einige Pizzaketten, die schon seit längerer Zeit ein gutes veganes Angebot haben wie etwa World of Pizza und Mundfein, konnten wir aufgrund ihrer Größe nicht berücksichtigen.


Die Grundlage unseres Vergleichs sind die Speisekarten der Unternehmen am Stichtag 1. Juli 2020. Insbesondere haben wir uns natürlich die Pizza-Optionen angesehen. Weitere Hauptspeisen, Vorspeisen, Snacks und Beilagen, Dressings, Dips sowie Desserts flossen aber auch in die Bewertung mit ein. Außerdem haben wir berücksichtigt, ob und wie die Unternehmen in den sozialen Medien Werbung für ihr veganes Angebot machen, ob sie die Gerichte mit einer unaufdringlichen, klaren »Vegan«-Kennzeichnung versehen und ob die Webseiten Filtermöglichkeiten für die veganen Speisen enthalten.

Unser Fazit

Insgesamt hat sich das vegane Pizza-Angebot seit 2018 verbessert. Die Verwendung von veganem Pizzaschmelz ist heute weiter verbreitet und eine Handvoll spannender Pizza-Kreationen hat es ins Standard-Sortiment einiger Ketten geschafft. Dennoch finden Kunden erst bei vier der acht größten Unternehmen der Branche eine vegane Pizza auf der Speisekarte – das ist noch weit weg von einem flächendeckend guten Angebot und vor allem angesichts der Kreativität bei nicht-veganen Pizzen absolut ausbaufähig. Die wachsende Popularität bei pflanzlichen Fleischalternativen und das solide Interesse an der Reduktion des Fleischkonsums zeigen: Die Nachfrage ist da, das Angebot kommt aber nur teilweise hinterher. Wir sind gespannt, wie sich die Unternehmen in den nächsten Jahren entwickeln.

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