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Tierschutzbund-Label für Milch

Der Deutsche Tierschutzbund hat sein Tierschutz-Label »Für Mehr Tierschutz« im Dezember 2016 auf Milchkühe ausgeweitet. Die Discounter ALDI und Lidl haben bereits die Einführung entsprechend zertifizierter Produkte angekündigt. Auch EDEKA fordert eine Verbesserung der Haltungsbedingungen von Milchkühen.

Einstiegs- und Premiumstufe des Labels

Das Tierschutz-Label des Tierschutzbunds unterscheidet zwischen einer Einstiegsstufe und einer Premiumstufe. Die Vorgaben für die Einstiegsstufe sehen beispielsweise ein Platzangebot von mindestens sechs Quadratmetern je Kuh, ein Fress- und Liegeplatzverhältnis von 1:1 sowie vorgeschriebene Einrichtungen für den »Kuhkomfort« (z. B. Scheuermöglichkeiten) vor.


In der Premiumstufe sind Außenklimabereiche bzw. Auslaufmöglichkeiten und ein nochmals erweitertes Platzangebot vorgeschrieben. Die Anbindehaltung ist in allen teilnehmenden Betrieben verboten. Außerdem legt das Label fest, dass jede Kuh vor der Schlachtung auf eine eventuelle Trächtigkeit hin untersucht werden muss.

Regionale Milch von Lidl schon jetzt zertifiziert

Als erster Händler bietet Lidl bereits seit Januar 2017 Milchprodukte an, die mit dem »Für Mehr Tierschutz«-Label gekennzeichnet sind. Es handelt sich dabei um die Frischmilch der regionalen Eigenmarke »Ein gutes Stück Bayern«, welche die Vorgaben für die Premiumstufe erfüllt. Lidl führt damit die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Tierschutzbund fort: Einige Geflügelprodukte und ein Teil regionaler Eier sind bei Lidl bereits entsprechend zertifiziert.

ALDI ab dem zweiten Halbjahr 2017 »für mehr Tierschutz«

ALDI Nord und ALDI Süd werden das Label »Für Mehr Tierschutz« für Milchprodukte im zweiten Halbjahr 2017 für einige Produkte einführen. Je nach Region werden die Produkte mit der Einstiegs- oder Premiumstufe des Labels versehen. Gemeinsam mit seinem Lieferanten, der Molkerei Gropper, strebt ALDI mit diesem Schritt an, die Haltung von Milchkühen zu verbessern. »Die Vorgaben des Deutschen Tierschutzbundes liegen deutlich höher als die gesetzlichen Richtlinien«, so ALDI in einer Pressemitteilung.

EDEKAs Mindestanforderungen an die Milcherzeugung

EDEKA hatte bereits im August letzten Jahres unabhängig vom Label des Tierschutzbunds seine Mindestanforderungen für eine »Weiterentwicklung des Tierwohls im Rahmen der Milcherzeugung« vorgestellt. Die Forderungen enthalten u. a. eine Mindeststallfläche von neun Quadratmetern je Milchkuh, den Verzicht auf Enthornung, ein Tier-Liegeplatz-Verhältnis von mindestens 1:1 sowie Trächtigkeitsuntersuchungen vor der Schlachtung einschließlich entsprechender Dokumentation. Auch eine regelmäßige Betreuung durch Tierärzte ist vorgesehen.

Reaktionen aus der Milchwirtschaft

Teile der Milchwirtschaft sehen die Vorstöße kritisch und bemängeln, dass so der Druck auf die Branche steige. Wie Veränderungen ohne Druck stattfinden sollen, können die Kritiker nach unserem Kenntnisstand allerdings nicht erklären.


Der Gegenwind zu den Anforderungen von EDEKA – etwa vom Deutschen Raiffeisenverband – wurde so stark, dass das Unternehmen eine Stellungnahme veröffentlichte. Dort hieß es, bei den Mindestanforderungen handle es sich nicht um Vorgaben, sondern um eine »Aufforderung, miteinander ins Gespräch zu kommen.« Einige heutige Haltungsformen entsprächen nicht den allgemeinen Anforderungen an eine tiergerechte Nutztierhaltung. Daher habe sich EDEKA entschieden, mit den Tierwohlkriterien »einen Verbesserungsprozess anzustoßen«.

Unser Fazit

Wir begrüßen es, dass die Lebensmitteleinzelhändler Verbesserungen für Milchkühe anstoßen und hoffen, dass diese immer mehr Standardprodukte verdrängen werden. Der erfolgreiche Start dieses Labels lässt vermuten, dass entsprechende Produkte schnell präsent werden. Auch grundsätzliche Diskussionen um die Tierschutzstandards in der Milchproduktion halten wir für sehr wichtig. Daneben sehen wir ein gutes Angebot an pflanzlichen Alternativen als essenziell an.