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Alternativprodukte: Die Zukunft gehört der Vielfalt

Alternativen zu tierischen Lebensmitteln sind kein Trend, sondern ein zentrales Element für die Zukunft der Ernährung – mit klarem wirtschaftlichem Potenzial. Das zeigt das neue Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) mit dem vielsagenden Titel: »Mehr Auswahl am gemeinsamen Tisch: Alternativprodukte zu tierischen Lebensmitteln als Beitrag zu einer nachhaltigeren Ernährung«.

Reduce, Remix, Replace

Der WBAE hat sich in der Vergangenheit wiederholt dafür ausgesprochen, die Produktion und den Konsum tierischer Lebensmittel deutlich zu reduzieren, weil dies Potenziale für Gesundheit, Klima, Umwelt und Tierschutz bietet. Zentraler Vorschlag des aktuellen Gutachtens, um dies zu erreichen, ist die 3-R-Strategie: Reduce, Remix, Replace. Konkret heißt das, den Konsum tierischer Produkte durch kleinere Portionsgrößen zu verringern (Reduce), tierische Produkte mit pflanzlichen oder alternativen Zutaten zu kombinieren (Remix) und tierische Produkte in Mahlzeiten vollständig durch Alternativen zu ersetzen (Replace).

Diese Vielfalt ermöglicht eine schrittweise und anschlussfähige Transformation der Ernährung und auch für Unternehmen eröffnen sich zahlreiche Chancen.

Markt wird weiter wachsen

Deutschland ist mit knapp zwei Milliarden Euro Umsatz der größte Markt für pflanzenbasierte Alternativprodukte in Europa. Gleichzeitig zeigen Prognosen: Der Marktanteil kann sich bis 2045 vervielfachen – insbesondere, wenn technologische Innovationen wie Präzisionsfermentation und Zellkultivierung marktreif werden.

Ein Blick auf die Szenarien im Gutachten zeigt: Selbst im konservativsten Fall wird der Fleischkonsum bis 2045 sinken, während der Anteil von Alternativprodukten steigt. Für die Lebensmittelwirtschaft bedeutet das: Wer frühzeitig investiert, kann sich Wettbewerbsvorteile sichern – auch im Hinblick auf Exportmärkte und sich wandelnde Verbraucherpräferenzen.

Politik muss fairen Wettbewerb ermöglichen

Der WBAE spricht sich explizit gegen restriktive oder blockierende Politik zum Nachteil von Alternativprodukten aus. Reformen wie eine Mehrwertsteueranpassung (»baldmöglichst«, wenn es nach dem WBAE geht), experimentelle Regulierungsräume oder der Abbau von Zulassungshürden würden ein Level Playing Field schaffen, um die wirtschaftlichen und nachhaltigkeitsbezogenen Potenziale voll zu erschließen. Der WBAE empfiehlt daher auch, dass Deutschland seine Rolle als Impulsgeber auf diesem Gebiet ausbaut und Alternativprodukte aktiv fördert.

Empfehlungen für Unternehmen

Esther Erhorn, Interims-Leitung Lebensmittel Fortschritt bei der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt: »Das Gutachten macht deutlich: Die Zukunft unserer Ernährung gehört der Vielfalt. Die Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft spielen dabei eine entscheidende Rolle. Durch eine faire und gut durchdachte Gestaltung von Ernährungsumgebungen sowie Aufgeschlossenheit und Innovation im Umgang mit Alternativprodukten können sie zu einer nachhaltigeren Ernährung beitragen und zugleich ihre Marktchancen verbessern.«

Für Lebensmittelhersteller, die Systemgastronomie und den Lebensmitteleinzelhandel ergeben sich folgende Empfehlungen:

  • Produktportfolios diversifizieren: Tierprodukte verringern, mit pflanzlichen oder alternativen Zutaten kombinieren oder vollständig ersetzen (Reduce, Remix, Replace).
  • Kommunikation anpassen: Fokus auf Vertrautheit, Alltagstauglichkeit und gemeinsame Esskultur (»gemeinsamer Tisch«).
  • Forschung und Entwicklung fördern: Vor allem eine Optimierung der Nährwerte und der sensorischen Eigenschaften erhöht die Marktchancen der Alternativen.
  • Transparenz und Vertrauen stärken: Z. B. durch Kennzeichnungssysteme wie Nutri-Score oder ein Klima-Label.
  • Angebot optimieren: Alternativprodukte flächendeckend anbieten. Attraktivität durch Faktoren wie Preis, Verfügbarkeit oder Platzierung steigern.

Jetzt ist die Zeit zu handeln

Das WBAE-Gutachten ist ein Weckruf an die gesamte Lebensmittelwirtschaft. Es zeigt: Alternativprodukte sind keine Bedrohung – sie sind die ökonomische und ökologische Zukunft. Wer heute in dieses Feld investiert, gestaltet die Ernährung von morgen mit – und stärkt zugleich die eigene Wettbewerbsfähigkeit in einem sich wandelnden Markt.

Die Albert Schweitzer Stiftung unterstützt Unternehmen bereits seit 2022 dabei, Tierprodukte zu reduzieren. Mehr zu Plant Potential erfahren Sie hier.