Geflügelpest: Tierhaltung und Epidemien

Im Schatten von Coronavirus und Afrikanischer Schweinepest breitete sich eine weitere Epidemie in Deutschland aus: die Vogelgrippe oder auch Geflügelpest. Die Krankheit bedroht wilde und domestizierte Vögel, birgt jedoch auch eine Gefahr für Menschen. Dabei steht der Vormarsch der Geflügelpest, wie auch die Entstehung neuer Epidemien, in Verbindung mit der globalen Massentierhaltung.
Größte Geflügelpest-Epidemie und kein Ende in Sicht
Als »Geflügelpest« werden hochpathogene, also besonders ansteckende und schwer verlaufende Formen der Vogelgrippe (aviäre Influenza) bezeichnet. Sie wird durch Viren verursacht, die weltweit vorkommen. Insbesondere für Hühnervögel (z. B. Hühner, Puten) bedeutet eine Infektion meist innerhalb weniger Tage den Tod. Enten und Gänse stecken sich ebenfalls häufig an, bei ihnen verläuft die Krankheit jedoch oft milder. Sie gelten als natürliches Reservoir der Viren und tragen zu deren Verbreitung bei.
Ausbrüche der Vogelgrippe waren viele Jahrzehnte regional oder zumindest saisonal begrenzte Erscheinungen. Im Laufe der Zeit wurden sie jedoch immer häufiger und schwerer. Seit Oktober 2020 kursieren in Deutschland und Europa hochpathogene Vogelgrippeviren (insbesondere der Typus H5N1) durchgängig. Das Infektionsgeschehen ist in den Sommern nicht mehr zum Erliegen gekommen und die Geflügelpest damit in Europa endemisch geworden.
Immer wieder gibt es vereinzelte Fälle, bei denen Vogelgrippeviren auch Säugetiere befallen, z. B. Füchse, Robben und Otter. Auch Menschen infizieren sich gelegentlich mit hochpathogenen Vogelgrippeviren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verzeichnet seit 2003 weltweit insgesamt mehr als 2.600 Fälle, 43 % davon endeten tödlich. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Überhaupt galt die Übertragung von Säugetier zu Säugetier lange als unwahrscheinlich. Ein Massensterben unter Nerzen in einer spanischen Pelzfarm im Oktober 2022 deutet jedoch darauf hin, dass das H5N1-Virus diesen evolutionären Schritt nun gemacht haben könnte.
Massentierhaltung begünstigt Epidemien und Zoonosen
In den Medien wird die Geflügelpest oft als Bedrohung für die globale Tierhaltungsindustrie thematisiert. Vogelfleisch und Eier werden auch aufgrund der Geflügelpest inzwischen knapp und teurer.
Zahlreiche Untersuchungen belegen jedoch, dass die intensive Landwirtschaft und besonders die intensive Tierhaltung von Hühnern und Schweinen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und Verbreitung von Krankheiten spielt, die Menschen gefährlich werden können. Die Tiere sind genetisch gleichförmig, durch die Haltungs- sowie Zuchtbedingungen gestresst und geschwächt und somit anfällig für Infektionen. In den riesigen Tierbeständen können sich Viren zudem sehr schnell ausbreiten. So steigt die Wahrscheinlichkeit für gefährliche Mutationen, z. B. bei Vogelgrippeviren.
Zwar gelangen besonders Vogelgrippeviren wohl vor allem durch Wildvögel über Ländergrenzen hinaus. Der globale Handel mit Tieren und Tierprodukten sowie kontaminierte Personen, Geräte und Futtermittel aus betroffenen Betrieben begünstigen die Ausbreitung der Viren jenseits des Stalls jedoch ebenfalls.
Umbau der Tierhaltung gegen Zoonosen
Die Häufigkeit von Ausbrüchen neuer Infektionskrankheiten und das Risiko für Zoonosen haben im 21. Jahrhundert zugenommen. Elementar für die Prävention zukünftiger Zoonosen ist der One-Health-Ansatz, bei dem die menschliche Gesundheit, die Tiergesundheit und die Gesundheit der Umwelt zusammen betrachtet und geschützt werden.
Für die Landwirtschaft bedeutet das, neben der Notwendigkeit, insgesamt nachhaltiger und umweltschonender zu wirtschaften, deutlich weniger Tiere zu halten, dafür gesündere (keine Überzüchtung, größere genetische Vielfalt) und unter besseren Bedingungen (v. a. mehr Platz, Beschäftigungsmöglichkeiten, Ruhebereiche). Die drängendsten dieser Veränderungen für die Hühnermast unterstützen wir mit der Europäischen Masthuhn-Initiative.
Eine tiergerechtere Haltung mit gesünderen Tieren entzieht nicht nur der Geflügelpest und anderen Krankheiten den Nährboden. Sie hilft auch dabei, den Antibiotikaeinsatz zu reduzieren und damit die Gefahr antibiotikaresistenter Keime.
Sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie zur Prävention gefährlicher Krankheiten beitragen möchten, indem Sie Ihre Standards in der Hühnermast anheben.