40 Investoren mit einem Gesamtkapital von 1,25 Billionen US-Dollar rufen mit einer aktuellen Kampagne 16 große Lebensmittelunternehmen zum Umdenken auf. Ihre Forderung: Die Unternehmen sollen sich pflanzlichen Proteinquellen zuwenden und so die von der industriellen Tierhaltung hervorgerufenen Risiken in den Bereichen Umwelt und Gesundheit reduzieren.
Die Kampagne namens »Protein shake up« wurde von der Farm Animal Investment Risk & Return Initiative (FAIRR) und der britischen Organisation ShareAction organisiert, die sich für nachhaltige Geldanlagen einsetzen. Zu den Investoren, die sich der Kampagne angeschlossen haben, gehören Aviva Investors, Nordea Asset Management, Boston Common Asset Management sowie verschiedene Pensionsfonds. FAIRR hatte vor dem Start der Kampagne bereits einen Report zu 28 Risiken der Intensivtierhaltung veröffentlicht.
Mit ihrer Initiative stützen sich die Investoren auf die Ergebnisse einer in diesem Jahr veröffentlichten Studie der Universität Oxford. Diese zeigt, dass Gesundheitskosten durch einen Ernährungswandel dramatisch sinken würden – ebenso wie finanzielle Belastungen, die durch den Klimawandel entstehen. Bis zum Jahr 2050 könnten der Studie zufolge bis zu 1,5 Billionen US-Dollar eingespart werden, wenn weniger oder keine Produkte tierischen Ursprungs konsumiert würden.
Steigender Protein-Bedarf
Laut Jeremy Coller, dem Gründer von FAIRR, wird die Lebensmittelwirtschaft die in Zukunft immer weiter steigende Nachfrage nach Protein nicht mit industriell hergestellten Tierprodukten bewältigen können. Er nennt diese Tatsache »ein Rezept für eine finanzielle, soziale und ökologische Krise« und spricht von einer drohenden »Protein-Blase«. Die Investoren wollen erfahren, ob die großen Lebensmittelunternehmen eine Strategie haben, um diese Blase zu verhindern. Auch will man wissen, inwiefern die Unternehmen planen, von dem steigenden Interesse an pflanzlichen Proteinen zu profitieren. Von diesem Markt ist Experten zufolge in den nächsten fünf Jahren ein jährliches Wachstum von 8,4 % zu erwarten.
Reaktion der Unternehmen
Zu den Unternehmen, die am 23. September schriftlich von der Initiative kontaktiert wurden, zählen u. a. Kraft Heinz, Nestlé, Unilever, Tesco, Mondelez und Co-op. Von den meisten Unternehmen liegen bisher keine detaillierten Antworten auf die Anfrage vor. Nestlé gab an, nicht viel Fleisch zu verarbeiten – in diesem Bereich auf andere Produkte umzusteigen, hätte folglich nur »minimale Auswirkungen«. Seine Chance sieht das Unternehmen darin, neue Produkte mit alternativen Proteinen zu entwickeln. Bezüglich eines konkreten Zeitplans gab Nestlé sich noch bedeckt: In vielen Ländern seien die Kunden noch nicht vollständig dazu bereit, ihren Fleischkonsum zu reduzieren oder aufzugeben. Der Fokus von Nestlé sei es daher, seine Kundschaft mit gutschmeckenden Lösungen zu ermuntern, kleine, nachhaltige Veränderungen hin zu einer pflanzenbasierteren, ausgewogeneren Ernährung umzusetzen.
In einer Pressemitteilung der Initiative wird General Mills als positives Beispiel angeführt: Der US-Konzern, zu dem in Deutschland unter anderem Häagen Dazs sowie Knack & Back gehören, unterstützt Unternehmen wie Beyond Meat, die pflanzliche Fleischalternativen entwickeln.
Druck auch aus der Politik
Der Druck auf die Unternehmen wächst nicht nur von Investorenseite. Auch aus der Politik mehren sich in letzter Zeit entsprechende Vorstöße. So hat z. B. erst kürzlich der Ethikrat der dänischen Regierung eine Steuer auf rotes Fleisch gefordert. Zudem wurde von China in diesem Jahr ein Plan vorgelegt, demzufolge der Fleischverzehr der dort lebenden Menschen halbiert werden soll.