Masthuhn-Report 2024: Lebensmittelbranche im Check
Der Verzehr und die Produktion von Geflügelfleisch steigen entgegen dem allgemeinen Trend zu weniger Fleischkonsum: 2023 wurden in Deutschland mehr als 626 Millionen Masthühner geschlachtet – mehr als fünfmal so viele wie alle anderen Tiere zusammen. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein für die Tierschutzprobleme in der konventionellen Geflügelmast: 90 % der befragten Deutschen möchten, dass es den »Nutztieren« besser geht, als es derzeit der Fall ist. Das vermeldet das Eurobarometer für das Jahr 20231.
Aber erkennen Unternehmen die Verantwortung für das Wohlergehen von Hühnern in ihren Lieferketten an? Was tun sie, um die Haltungsbedingungen wie zu hohe Besatzdichte und Langeweile zu verbessern oder Krankheiten und Qualzucht zu reduzieren? Und folgen den öffentlichkeitswirksam abgegebenen Versprechen auch Taten?
Vier Reports für vier Branchen
Fragen, mit denen wir uns in unserem Masthuhn-Report bereits zum dritten Mal kritisch beschäftigen. Darin beleuchten wir, welche Maßnahmen die Unternehmen zur Verbesserung der Situation der Tiere ergreifen und ob sie ihr Versprechen ernst nehmen und die gesteckten Ziele auch umsetzen.
Konzentrierte sich der Report – analog zu der von der Organisation World Animal Protection veröffentlichten internationalen Food-Service-Studie mit dem Titel »The Pecking Order« – bisher auf die großen Vertreter der Systemgastronomie, gehen wir in diesem Jahr einen Schritt weiter. Denn für effektiven und nachhaltigen Tierschutz ist ein gemeinsames Bekenntnis der gesamten Lebensmittelbranche nötig. Deshalb untersuchen drei neue Reports auch die Lieferketten von Lebensmitteleinzelhandel (LEH), Lebensmittelherstellern sowie Contract Caterern. Ohne den besonders wichtigen LEH mit seinem großen Hühnerfleisch-Umsatzvolumen ist der notwendige Wandel zu besseren Standards nur schwer möglich. Doch wenn der Handel auf die Masthuhn-Initiative (MHI) umstellt, können die anderen Branchen effektiv mitziehen. Der Blick auf die Catering-Branche lohnt sich, weil hier schon zahlreiche Unternehmen Teil der Masthuhn-Initiative sind, während die Lebensmittelhersteller als wertvolle Schnittstelle zwischen Erzeugern und Kunden eine ebenso entscheidende Rolle auf dem Weg zu mehr Tierschutz in der Lieferkette einnehmen.
LEH: Die große Marktmacht effektiv für mehr Tierschutz nutzen
Mit dem Masthuhn-Report für den LEH machen wir erstmals auf einen Blick transparent, welche der großen Handelsketten jährliche Fortschrittsberichte veröffentlichen, Roadmaps nutzen und wer die Umstellung anführt. Nachdem sich Aldi Nord und Süd 2020 als erste in der Branche zur Masthuhn-Initiative verpflichtet hatten, sind inzwischen acht weitere Unternehmen ihrem Beispiel gefolgt und veröffentlichen auch das geforderte jährliche Reporting. Als aktuellste Neuzugänge begrüßen wir Rewe und Lidl – und erwarten, dass Edeka und Kaufland zügig nachziehen.
»Mit einer steigenden Verbreitung der Masthuhn-Initiative wird sich die Umsetzung für uns ständig vereinfachen.«
(Christian Leuthner, Tegut)
Dass der Handel seine enorme Marktmacht für mehr Tierschutz nutzt, ist ganz im Sinne der VerbraucherInnen: Laut dem aktuellen Ernährungsreport hat sich der Anteil der Menschen, die auf Haltungslabel achten, seit 2015 von 36 % auf 65 % fast verdoppelt. Tegut, Globus sowie Aldi Süd und Nord zeigen, dass es geht: Die Kriterien der Masthuhn-Initiative sind ein realistischer neuer Tierschutz-Mindeststandard für den deutschen LEH. Was der Großteil der Branche vormacht, dazu sollten auch die noch Untätigen in der Lage sein und mehr Ehrgeiz in Sachen Tierschutz entwickeln.
Eine Roadmap kann dabei helfen, die Umstellung konkret zu planen, Ziele zu definieren und diese auch fristgerecht zu erreichen. Hier hinkt der LEH hinterher: Bisher nutzt Globus als einziges Unternehmen dieses effektive Tool und kann damit punkten. Daran sollten sich andere Unternehmen dringend ein Vorbild nehmen.
Die Auswertungen für alle Lebensmitteleinzelhändler:
Tegut hat sein Commitment erfüllt, erreicht mit 100 % den höchstmöglichen Score und damit Stufe 1 des Rankings. Der Händler hat die Produkte, für die er sich verpflichtet hat, bereits voll umgestellt und benötigt daher aktuell keine Roadmap. Das Unternehmen hat sich zudem die Prüfung der Ausweitung auf TK-Eigenmarkenartikel zum Ziel gesetzt. Wir sind zuversichtlich, dass Tegut diesen Standard beibehält und zukünftig auf weitere Sortimentsbereiche anwendet.
Globus berichtet zwar noch nicht detailliert zum bisher erreichten Fortschritt, kann aber als einziger Einzelhändler mit einer Roadmap punkten. Und die kann sich sehen lassen: Vor allem bei den wichtigen Kriterien Besatzdichte und Rassen will das Unternehmen bis Ende des Jahres 50% seines Ziels erreicht haben. Auch wenn wir nicht die volle Punktzahl vergeben konnten, da die Roadmap nicht bis 2026 reicht, geht Globus mit 63% und Stufe 3 aus dem Ranking hervor.
Aldi Süd positioniert sich mit 60 % auf Stufe 3. Gemeinsam mit Aldi Nord hat der Discounter sich bereits 2020 der Initiative angeschlossen – aktuell gibt es nur minimale Unterschiede im Umstellungsfortschritt zwischen den beiden Händlern, wobei Aldi Süd etwas weiter vorn liegt. Mit der Ankündigung, die Haltungsformen 1 und 2 aus den Regalen zu verbannen, waren die Discounter Vorreiter. Wir erwarten eine zügigere Umstellung der besonders wichtigen Kriterien »geringere Besatzdichte« und »weniger Überzüchtung« sowie beim Ausschluss mehrmaligen Vorgreifens.
Aldi Nord zieht im Gesamtscore mit Aldi Süd gleich und positioniert sich mit 60 % auf Stufe 3. Wir begrüßen wie bei Aldi Süd das detaillierte Reporting, bei dem Aldi Nord in einigen Kriterien aktuell etwas hinter dem Schwesterunternehmen liegt. Wie bei Aldi Süd fehlt aktuell noch ein genaues Reporting aller Kriterien, beispielsweise für den Ausschluss mehrmaligen Vorgreifens.
Norma erreicht mit einem Score von 57 % Stufe 4. Der Händler demonstriert seinen Willen für bessere Standards und zeigt, dass auch Harddiscounter mehr Tierschutz umsetzen können. In diesem Jahr wurde erstmals ein ausführlicher Fortschrittsbericht mitsamt Jahresprognose veröffentlicht. Für eine volle Roadmap hat es nicht gereicht, aber wir begrüßen diesen wichtigen Anfang.
Bünting (Vertriebslinien Famila Nordwest und Combi) erreicht die gleiche Gesamtwertung wie Norma und damit Stufe 4. Im aktuellen Report veröffentlicht Bünting leider noch keine ausreichenden Details zur Umstellung. Die fehlende Transparenz bei den Fortschritten legt nahe, dass eine Roadmap beim Definieren und Erreichen der eigenen Ziele helfen kann.
Rewe steigt als Neuzugang mit 46 % auf Stufe 4 des Rankings ein. Der Händler hat sich im Sommer 2024 endlich dazu entschieden, mehr Verantwortung für die Masthühner in seinen Lieferketten zu übernehmen. Das erste Reporting ist wegen des frischen Beitritts im kommenden Jahr fällig und wurde hier nicht bewertet. Wir sind gespannt, welche Fortschritte Rewe bis dahin vorweisen kann.
Lidl hat sich erst kürzlich die Kriterien der Masthuhn-Initiative als neue Ziele gesetzt. Da der Erhebungszeitraum für die aktuelle Auswertung bereits abgeschlossen war, konnte dies nicht mehr berücksichtigt werden. Der Discounter geht somit ohne Punkte aus dem Bericht hervor. Doch mit Lidls aktuellem Bekenntnis zu mehr Tierschutz nur wenige Monate nach dem Rewe-Commitment setzt sich ein erfreulicher Trend fort, den wir sehr begrüßen. Die Ziele zeigen, dass das Interesse an der Umsetzung von besseren Standards da ist. Wir sind gespannt, welche Umstellungsfortschritte Lidl 2025 vorweisen kann und freuen uns, dass der Händler sich in zukünftigen Erhebungen besser platzieren wird.
Noch immer hat sich Edeka nicht zur Masthuhn-Initiative bekannt. Bisher gibt es nur vage Äußerungen bezüglich der Abschaffung von Haltungsform Stufen 1 und 2. Für uns ein klares Zeichen mangelnden Engagements: Anstatt als Vorbild voranzugehen, nimmt Edeka die Rolle des Blockierers ein. Als größter Einzelhändler Deutschlands wird Edeka seiner Verantwortung nicht gerecht und geht mit null Punkten (Stufe 6) aus der Bewertung hervor.
Kaufland kann ebenfalls keinerlei Punkte erreichen. Das Unternehmen spricht zwar davon, sich im Bereich Tierschutz zu engagieren und aus den Haltungsformen 1 und 2 aussteigen zu wollen, allerdings fehlt ein verbindliches Commitment zur Masthuhn-Initiative. Dadurch schafft es auch Kaufland nur auf Stufe 6.
Contract Caterer: Tierschutz schon lange ein wichtiges Thema
Im Gesamtbild schneidet die Contract-Catering-Branche am besten ab. Alle zehn untersuchten Unternehmen haben sich bereits der Masthuhn-Initiative angeschlossen – teilweise schon vor einigen Jahren – und demonstrieren damit, dass Tierschutz in dieser Branche ein wichtiges Thema ist. Der Großteil der geprüften Unternehmen veröffentlicht aktuell das jährliche Reporting. Nur Compass und Genuss & Harmonie erfüllen diesen Teil ihrer Selbstverpflichtung nicht und erhalten hier deshalb keine Punkte.
»Als Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie beschäftigen wir uns schon sehr lange auch mit dem Thema Tierwohl. Unsere Teilnahme an der Masthuhn-Initiative war somit die logische Konsequenz. [...]«
(Michael Krug, Aramark)
Insgesamt unterstützen derzeit 21 namhafte Caterer die Masthuhn-Initiative, um bis 2026 höhere Mindeststandards für Masthühner zu etablieren – darunter die Top 10 der Contract-Dienstleister sowie große Eigenregie-Caterer, die allerdings im diesjährigen Report nicht untersucht wurden. Damit ist die Cateringbranche bei den Commitments in Deutschland Vorreiter. Jetzt müssen die geforderten Kriterien allerdings konsequent umgesetzt werden – sonst wird die Zeit bis zur Deadline 2026 knapp. Denn selbst in dieser Branche verläuft die Umstellung insgesamt schleppend. Aktuell sehen wir nur vereinzelt Fortschritte – es bleibt viel zu tun.
So nutzt bisher kein Unternehmen öffentliche Roadmaps für die Planung seiner Umstellung. Lediglich die SV Group schafft es mit einem Score von 60 % und einem 25 %-igen Anteil an MHI-konformem FairMast-Hühnerfleisch auf Stufe 3. Da bisher nur wenige Caterer ausführlich zu den Kriterien berichten, lassen sich die Entwicklungen im Einzelnen nicht weiter nachvollziehen. Hier erwarten wir ein deutlich höheres Tempo und mehr Details.
Im Folgenden die Ergebnisse der Unternehmen:
SV kann in unserem Ranking mit 60 % Stufe 3 erreichen. Das Unternehmen ist der Masthuhn-Initiative bereits 2020 beigetreten und konnte im letzten Report berichten, dass der Anteil »FairMast«-Geflügel, welches alle MHI-Kriterien erfüllt und sogar noch darüber hinausgeht, auf 25 % gesteigert wurde. Dadurch liegt der Caterer aktuell vorn. Wir hoffen, dass die Umstellung auf 100 % noch bis 2026 gelingt. Eine Roadmap hilft dabei, dieses Ziel in klare Etappen zu gliedern, für die interne und externe Kommunikation zu nutzen und so die Umsetzung effektiv voranzutreiben.
Bereits seit 2019 ist Apetito Mitglied der MHI und berichtet regelmäßig, allerdings bisher nicht zu allen relevanten Kriterien. Aktuell fehlt Transparenz bei den zentralen Haltungsaspekten »geringere Besatzdichte« und »Rassen ohne Qualzucht«. Das Unternehmen bekommt daher nur wenige Punkte für die Umsetzung und landet im Gesamtranking auf Stufe 4. Wir sehen, dass Apetito Engagement zeigt, denn das Unternehmen berichtet von einem intensiven Austausch mit Lieferanten und Experten im Bereich Tierhaltung und bietet seinen MitarbeiterInnen Schulungen zum Tierschutz an. Wir sind zuversichtlich, dass das Unternehmen seine Versprechen in die Tat umsetzen kann, denn genügend Motivation scheint vorhanden zu sein.
Aramark ist ebenfalls langjähriger Unterstützer der Initiative und hat sich auch dem entsprechenden »Better Chicken Commitment« in den USA angeschlossen. Wir sehen Engagement bei der Umsetzung der geforderten Kriterien mit ersten Aktionswochen, bei denen MHI-konformes Fleisch angeboten und anschließende Gästebefragungen durchgeführt werden. Uns fehlen aktuell eine klar strukturierte Roadmap sowie eine detaillierte Berichterstattung. Trotz vorhandener Motivation liegt Aramark deshalb mit einem Gesamtscore von 57 % nur auf Stufe 4.
Auch Klüh ist seit fünf Jahren Mitglied der MHI und sensibilisiert durch bundesweite Aktionen mit entsprechenden Gerichten seine Tischgäste für das Thema Tierschutz. Laut eigenen Aussagen steht der Caterer in engem Austausch mit seinen Lieferanten, doch aktuell vermissen wir konkret dokumentierte Fortschritte in den geforderten Kriterien. Insgesamt erreicht der Caterer ebenfalls 57 % und somit Stufe 4.
Primus hat sich 2019 ebenfalls dazu entschlossen, gemeinsam mit seinen Produzenten ab spätestens 2026 die Auflagen der Masthuhn-Initiative zu erfüllen. Das Engagement des Caterers wird durch Aktionstage und Informationskampagnen deutlich. Aus dem aktuellen Report geht hervor, dass Primus bevorzugt »FairMast«-Produkte einsetzt, wodurch das Unternehmen den Anteil an MHI-konformem Fleisch um 30 % im Vergleich zum vorangegangenen Jahr steigern konnte. Genauere Angaben zum anteiligen Einsatz des Hühnerfleischs werden leider nicht publiziert, weshalb wir nur wenige Punkte beim Umstellungsfortschritt vergeben können. Aufgrund der fehlenden Informationen landet auch Primus mit 57 % auf Stufe 4.
Auf globaler Ebene hat Sodexo eine »Chicken Task Force« eingerichtet, die Umstellungsfortschritte überwacht und kommuniziert. Für Frankreich und Kanada liegen bereits detaillierte Reportings vor, die wir jedoch für Deutschland bisher noch vermissen. Ein ähnlich strukturiertes Vorgehen wünschen wir uns künftig auch von Sodexo Deutschland. Durch die fehlende Roadmap und keine öffentlichen Informationen zum Umstellungsfortschritt in Deutschland entgehen Sodexo in diesem Jahr wichtige Punkte und der Caterer landet mit 53 % auf Stufe 4. Dass Sodexo progessiv agieren und beeindruckende Fortschritte erzielen kann, zeigt das Unternehmen mit seiner ambitionierten Food-Strategie, die pflanzenbasierte Rezepturen in den Mittelpunkt stellt.
L & D ist – im Gegensatz zu den anderen Unternehmen – ein relativer Neuzugang und erst seit 2022 Teil der Initiative. Der erste Bericht erschien im Oktober 2023, allerdings konnten wir keine konkreten Fortschritte feststellen. Das Unternehmen ist bemüht, Aufklärung im Bereich Tierschutz zu betreiben, sowohl bei Gästen als auch bei MitarbeiterInnen – weswegen wir hoffen, dass L & D zukünftig eine Roadmap nutzt und detailliert über positive Entwicklungen berichtet.
Dussmann ist der einzige Caterer in unserem Ranking, dem wir nur Teilpunkte beim Commitment geben können: Es gilt nur für Betriebsrestaurants und nicht für die Klinik-/SeniorInnenverpflegung. Das Unternehmen ist bereits seit 2020 Mitglied der Initiative, berichtet aber noch immer nicht detailliert zum Umsetzungsfortschritt. Dies führt zu einem Gesamtergebnis von 40 % und Stufe 4.
Compass erhält von uns 33 % in der Gesamtwertung und landet damit auf Stufe 5. Gründe sind unter anderem der undatierte Report und die mangelnde Transparenz zur Umstellung der verschiedenen Kriterien. Laut eigenen Angaben gibt es eine Food Brand namens »Huhn mit Haltung«, doch detaillierte Informationen dazu liegen ebenfalls nicht vor.
Obwohl der Caterer schon seit 2019 dabei ist, liegt das letzte Reporting lange zurück – trotz mehrmaliger Nachfrage gab es leider keine Updates. Aufgrund fehlender Roadmap und Fortschrittsberichte bleibt fraglich, inwieweit das Ziel einer Umstellung auf höhere Mindeststandards für Hühner bis 2026 erreicht werden kann. Genuss & Harmonie landet mit 33 % auf Stufe 5.
Hersteller: Wichtige Schnittstelle zwischen Erzeugern, LEH und Gastronomie
Noch mehr Engagement wünschen wir uns nicht zuletzt von den Lebensmittelherstellern. Zwar hat sich ein Großteil der untersuchten Unternehmen im Rahmen der Masthuhn-Initiative (MHI) verpflichtet, die Haltungsbedingungen zu verbessern. Beim Umstellungsfortschritt sowie der Transparenz und Details zu den einzelnen Kriterien lassen die Ergebnisse jedoch viel Luft nach oben. Die Branche ist sehr heterogen: Das Spektrum reicht von Größen wie Nestlé, die relativ betrachtet wenig Fleisch in ihrer Lieferkette haben, bis hin zu kleineren Herstellern, die fast ausschließlich Hühnerfleisch verarbeiten. Die Risiken und der Umsetzungsaufwand der Commitments können deshalb unterschiedlich hoch sein. Hinzu kommt, dass der B2B-Bereich sehr stark von einem günstigen Einkaufspreis und den Anforderungen der potenziellen Geschäftspartner geprägt ist.
Insgesamt haben sich bereits 22 in Deutschland tätige Hersteller der MHI angeschlossen. Der diesjährige Report fokussiert sich auf die Fortschritte der elf größten und wichtigsten Unternehmen der Schlüsselbranche für mehr Tierschutz. Dadurch, dass sie oft direkt beim Produzenten einkaufen, können die Unternehmen unmittelbare Forderungen an die Erzeuger stellen und sie bei der Umstellung auf höhere Tierschutzstandards begleiten. Gleichzeitig liefern sie ihre Produkte an den Lebensmitteleinzelhandel oder die Gastronomie, die ihre eigenen Commitments nur erfüllen können, wenn sie mit Herstellern zusammenarbeiten, die selbst höhere Mindeststandards für Masthühner umsetzen.
Der Masthuhn-Report kommt für die Hersteller zu folgenden Ergebnissen:
Dr. Oetker erreicht in unserem Ranking mit insgesamt 63 % den höchsten Punktestand. Der Hersteller ist bereits im Jahr 2018 der MHI beigetreten und treibt die Umstellung aktiv voran. Nach knapp über 40 % Lieferkettenumstellung im Reporting 2022 ist dieser Wert aufgrund von Qualitätsproblemen mit Lieferanten temporär wieder zurückgegangen, sodass wir nur wenige Punkte vergeben können. Mit der Veröffentlichung seiner Roadmap geht Dr. Oetker in der Branche voran. Allerdings konnten wir auch hier nur Teilpunkte vergeben, denn der Plan ist zu vage gehalten und enthält keine ausreichende Aufschlüsselung der einzelnen Kriterien. Wir sind gespannt auf die Maßnahmen, die Dr. Oetker ergreifen wird, um die bestehenden Probleme zu beheben und an die alten Erfolge anzuknüpfen. Laut eigener Aussage möchte das Unternehmen sein Commitment bis 2026 vollständig erfüllen.
Seit 2019 ist Frosta Mitglied der Initiative und liegt mit einer Wertung von 60 % knapp hinter Dr. Oetker. Als schwierig gestaltet sich aktuell die Umsetzung der mehrstufigen CO2-Betäubung in Thailand, da dort hohe Ansprüche an Halal-Richtlinien herrschen, die diese Art der Betäubung nicht erlauben. Das Unternehmen berichtet dafür von einem erfolgreichen und kontinuierlichen Herabsetzen der Besatzdichten sowie der Einführung von Rassen ohne die gravierendsten Qualzucht-Merkmale. Wir vermissen im Report eine detaillierte Darstellung der konkreten Umstellungsfortschritte und können nur Teilpunkte vergeben. Bei der Erfüllung der selbstgesteckten Ziele wäre auch eine Roadmap hilfreich.
Bofrost hat sich der Initiative bereits 2019 verpflichtet und erhält volle Punkte für sein Commitment sowie die Veröffentlichung seines Reportings. Seit Anfang 2023 führt der Hersteller bereits zwei MHI-konforme Produkte. Da im Fortschrittsbericht jedoch keine detaillierten Angaben dazu gemacht werden, können wir in Sachen Umstellung nur einen Punkt vergeben. Beim Thema Roadmap geht der Hersteller leer aus. Bofrost erhält somit 57 % und erreicht Stufe 4. Mit einer Roadmap könnte der Hersteller zeigen, wie zukünftig auf die Einführung der bereits konformen Produkte aufgebaut werden soll. In Kombination mit einem detaillierten Reporting könnte sich Bofrost so von der Konkurrenz abheben.
Der bekannte Hersteller ist bereits seit sechs Jahren Teil der MHI und bietet auch vermehrt Alternativen zu gängigen Fleischprodukten an. Nestlé zeigt deutliche Motivation für die Lieferkettenumstellung und macht transparent, dass bisher nur zwei Lieferanten gefunden werden konnten, die die MHI voll erfüllen und entsprechende Produkte liefern können. Einen Zwischenschritt könnte das Unternehmen machen, indem es Hühnerfleisch aus höheren Haltungsstandards einkauft, die vielleicht noch nicht alle Kriterien der MHI erfüllen. So kann es den Wandel zu mehr Tierschutz aktiv vorantreiben. Auch bei Nestlé vermissen wir aktuell noch ein ausführliches Reporting mitsamt Roadmap. Nestlé geht mit 57 % (Stufe 4) aus dem Ranking hervor.
Nomad Foods (agiert in Deutschland unter der Marke Iglo) erreicht mit 57 % ebenfalls Stufe 4. Für sein Commitment erhält Nomad die volle Punktzahl, als problematisch sehen wir jedoch, dass das MHI-Commitment des Mutterkonzerns nicht mehr online zu finden ist.
Es gibt minimale Punkte für die berichtete Umsetzung der selbstgesteckten Ziele. Aktuell liegt keine Roadmap vor, daher gibt es in diesem Bereich keine Punkte. Nomad hat im vergangenen Jahr allerdings immerhin Teilziele formuliert, beispielsweise für volle Compliance im Bereich Auditing. Der Konzern nennt für einige Märkte die Herausforderung, keine Baugenehmigungen für MHI-konforme Ställe zu bekommen. Zudem beklagt er eine geringe Verfügbarkeit geeigneten Hühnerfleischs, wodurch das Unternehmen dazu gezwungen sei, dieses außerhalb der EU zu beschaffen, wo die benötigten MHI-konformen Rassen nicht verfügbar seien. Wir empfehlen Nomad Foods dringend die Erstellung einer vollständigen Roadmap, in der das Unternehmen Zwischenschritte formuliert.
Unilever war einer der ersten Unterstützer der Masthuhn-Initiative, allerdings liegt aktuell nur ein unvollständiges Commitment vor. Das führt zu Teilpunkten und in der aktuellen Analyse reicht es mit 43 % nur für Stufe 4. Löblich ist, dass Unilever die besonders wichtigen Kriterien »geringere Besatzdichte« und »weniger Überzüchtung« zu priorisieren scheint. Leider wird bisher noch nicht zu allen Kriterien berichtet und es liegt, im Gegensatz zu Legehennen, noch keine Roadmap für Masthühner vor. Wenn der Konzern entsprechende Verbesserungen vornimmt, erwarten wir zukünftig ein besseres Abschneiden.
Rügenwalder Mühle liegt mit 33 % auf Stufe 5. Nach eigenen Aussagen will das Unternehmen gemeinsam mit seinen Lieferanten bis 2026 strengere Kriterien umsetzen. Es liegt jedoch keine Roadmap vor, die dieses Vorhaben auch für die KundInnen aufzeigt. Aufgrund des fehlenden Reportings können wir die auf der eigenen Internetpräsenz erwähnte Transparenz nicht bestätigen. Leider zeigt Rügenwalder Mühle bei Haltungsstandards für Masthühner noch nicht den gleichen Umsetzungswillen wie bei pflanzlichen Produkten, wo das Unternehmen sehr erfolgreich ein Portfolio etabliert hat. Wir erwarten zukünftig deutlich mehr Zugkraft vom norddeutschen Hersteller.
Als GB Foods Germany 2019 das Unternehmen Continental Foods übernahm, hielt der Konzern erfreulicherweise an deren Selbstverpflichtung zur MHI fest. Leider vermissen wir nach wie vor den jährlich fälligen Fortschrittsbericht. Nach eigenen Aussagen möchte das Unternehmen die Standards der MHI europaweit bis 2026 vollständig umsetzen. Diese Strategie wurde bisher nicht in Form einer Roadmap veröffentlicht, weshalb wir nur Punkte für die Selbstverpflichtung zur Initiative vergeben können und es damit lediglich für Stufe 5 reicht.
Tönnies hat eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie aufgestellt und sich im Zuge dieser 2022 nur für seine Marke »Artland« der Masthuhn-Initiative angeschlossen. Aktuell liegt uns leider kein öffentliches Reporting vor und eine Roadmap fehlt ebenfalls. Daher bekommt das Unternehmen von uns lediglich Teilpunkte für sein unvollständiges Commitment und erreicht mit 20 % nur Stufe 5.
Von Bell steht ein Commitment zur Masthuhn-Initiative bisher noch aus, weshalb das Unternehmen auf der letzten Stufe landet. Auch die Tochterfirma »Hubers Landhendl«, ein großer österreichischer Geflügelproduzent, hat sich noch nicht der MHI angeschlossen – obwohl teilweise langsamer wachsende Rassen genutzt sowie Bio-Haltungsbedingungen erfüllt werden. Wir erwarten, dass der Mutterkonzern Verantwortung übernimmt und sich für alle Produktionsstandorte mit einem Anschluss an die MHI besserem Tierschutz verschreibt.
Eismann erweckt durch sein fehlendes Commitment den Eindruck, seinen eigenen Aussagen zu »Tierwohl« und Nachhaltigkeit keine Taten folgen zu lassen. Leider lassen sich keinerlei konkrete und öffentlich verfügbare Informationen zu Haltungsstandards finden, weder für Masthühner noch für andere Tierarten. Das Unternehmen ist in mehreren europäischen Ländern tätig und kann mit einer Verpflichtung zur MHI dazu beitragen, den Markt wesentlich zu verändern. Wir hoffen, dass Eismann sich ein Beispiel an seinem ehemaligen Partner Nestlé sowie dem direkten Konkurrenten Bofrost nimmt und sich seiner Verantwortung für die Tiere bewusst wird. Aktuell reicht es nur für Stufe 6.
Systemgastronomie: Höhere Tierschutzstandards sind möglich
Und die Systemgastronomie? Hier glänzt unter den 15 evaluierten Unternehmen – darunter zehn, die sich der Masthuhn-Initiative (MHI) angeschlossen haben – vor allem Hans im Glück: Inzwischen kaufe man zu 100 % MHI-konformes Geflügelfleisch ein, teilte das Unternehmen mit – aber erst nach Abschluss der Datenerhebung. Im Berichtszeitraum für den Masthuhn-Report hatte Hans im Glück die eigene Lieferkette bereits zu 47 % auf die Standards der Masthuhn-Initiative umgestellt. Die Burgerkette nutzte eine Roadmap, um ihr selbst gestecktes Ziel zu erreichen und landete mit einem Gesamtscore von 74 % auf Stufe 3. Eine Roadmap kann sonst nur Ikea vorweisen.
Das Beispiel Hans im Glück beweist ganz klar: Es ist möglich, die Vorgaben der Masthuhn-Initiative zu erfüllen und KundInnen damit bessere Produkte anzubieten. Dennoch erklären auch aus der Systemgastronomie nur wenige Unternehmen, dass sie aktiv daran arbeiten, ihr mit der Selbstverpflichtung an die VerbraucherInnen gegebenes Versprechen einzuhalten: In den Bereichen Umsetzung und Berichterstattung sehen wir – neben einigen positiven Beispielen – leider überwiegend Stillstand. Andere übernehmen überhaupt keine Verantwortung und lassen nicht einmal die Absicht erkennen, endlich einen neuen Mindeststandard für bessere Haltungsbedingungen einzuführen.
»Wichtig ist, sich von dem Anspruch zu lösen, dass die Lieferkette oder einzelne Segmente sofort zu 100 % allen Kriterien entsprechen müssen. Jede Verbesserung in der Tierhaltung ist wertvoll, selbst wenn sie noch nicht alle Anforderungen der MHI erfüllt.«
(Anna-Lena Kribbeler, Hans im Glück)
Immerhin: KFC, Hans im Glück, Domino’s und Subway erzielen tatsächliche Verbesserungen für die Hühner wie die Reduzierung der Besatzdichte oder den Einsatz von Beschäftigungsmaterial. Hans im Glück und KFC sind außerdem bereits das zentrale Problem der Qualzuchten angegangen.
Zudem gab es noch eine Überraschung kurz vor Veröffentlichung: Seit einigen Tagen ist das Commitment von Pizza Hut nicht mehr auf ihrer Website aufzufinden. Das ist in der Auswertung nicht berücksichtigt.
Wie bereits 2022 und 2023 haben wir die Systemgastronomie zusammen mit weiteren internationalen NGOs unter der Leitung von World Animal Protection untersucht. Details zu der international Auswertung finden Sie hier.
So haben die 15 Systemgastronomen im Einzelnen in diesem Jahr abgeschnitten:
Hans im Glück erreicht mit 74 % den höchsten Gesamtscore und damit Stufe 3. Seit dem Beitritt zur MHI 2020 zeigt das Unternehmen bemerkenswerte Fortschritte. Im Bereich »Umsetzung und Berichterstattung« konnte es sich seit letztem Jahr von 0 % auf 47 % steigern. Hans im Glück berichtet zuverlässig und hat eine Roadmap zur Erreichung der Ziele bis 2026 vorgelegt. Durch den Umstieg auf Haltungskonzepte wie »Beter Leven Basic« und »Kip van Morgen« konnten einige Kriterien zügig erfüllt werden. Nach Abschluss des Auswertungszeitraumes hat Hans im Glück außerdem öffentlich mitgeteilt, dass die Umstellung für den deutschen und österreichischen Markt in Zusammenarbeit mit einem Lieferanten kürzlich zu 100 % vollzogen wurde. Die Restaurants in der Schweiz werden im Laufe des nächsten Jahres ebenfalls ausschließlich MHI-konformes Fleisch anbieten. Damit sind sie das erste Unternehmen in Deutschland, das die Selbstverpflichtung für 100 % seiner verwendeten Hühnerfleischprodukte erfüllt!
KFC war einer der Vorreiter der Masthuhn-Initiative und hat das Ranking während der vergangenen zwei Jahren angeführt. Das Unternehmen hat sich schon früh zu Tierschutzstandards in Westeuropa verpflichtet und ist wichtige erste Schritte in der Umsetzung gegangen. Seit letztem Jahr sehen wir allerdings eine Stagnation: Es gibt weder Umstellungsfortschritte noch eine öffentliche Roadmap. Insgesamt erreicht KFC 69 % in der Gesamtwertung und 50 % der möglichen Punkte bei der Umstellung. Insbesondere im Bereich robuster Zuchtlinien und geringerer Besatzdichte ist hier noch viel Luft nach oben. Wir hoffen, dass KFC seine vorherige Motivation wiederfindet, um so seine selbstgesteckten Ziele auch tatsächlich zu erreichen und im Report nicht noch weiter zurückzufallen.
Domino's ist der MHI 2020 in mehreren europäischen Ländern beigetreten und konnte mit einem soliden Start in den Bereichen Besatzdichte, Beschäftigungsmaterial, Betäubung und Auditing punkten. Das Unternehmen hat jedoch seit letztem Jahr keine neuen Zahlen veröffentlicht, sodass wir davon ausgehen müssen, dass es keine weiteren Fortschritte gab. Besonders schade ist, dass Domino’s bei dem so wichtigen Kriterium Qualzucht stagniert. Domino’s wird daher in der Umsetzung unverändert bewertet und rutscht im Report ab. Andere Unternehmen ziehen mit ihren Fortschritten an dem Pizzalieferanten vorbei.
Ikea hat 2019 ein eigenes »Better Chicken Program« entwickelt, das den Kriterienkatalog der Masthuhn-Initiative punktuell übertrifft (z. B. hinsichtlich Antibiotikaeinsatz) – trotzdem ist leider völlig unklar, wie es um die Umsetzung dieser Kriterien steht: Ikea liefert in seinem aktuellen Nachhaltigkeitsbericht weder Informationen zur MHI noch zum eigenen Programm. Vor zwei Jahren noch an zweiter Stelle unseres Reports, rutscht Ikea durch diese fehlende Transparenz mit 48 % nun weit nach hinten auf Stufe 5 ab.
Dean & David hat sich Anfang 2020 der Initiative Tierwohl (ITW) und der MHI angeschlossen. Seitdem wurden jedoch keinerlei öffentliche Belege für die konkrete Umsetzung der Masthuhn-Initiative geliefert – das Unternehmen hat in den letzten vier Jahren lediglich kommuniziert, dass seine Lieferanten über die Anforderungen informiert wurden. Mit einer Gesamtwertung von 44 % und Stufe 5 hinterlässt das Unternehmen den Eindruck, dass es sich auf Zusagen ausruht, statt tatsächliche Fortschritte zu erzielen.
L'Osteria ist der Masthuhn-Initiative 2022 in allen neun europäischen Märkten beigetreten und konnte sich damit für 2023 noch knapp im Mittelfeld des Reports positionieren. Seitdem wurden allerdings keine Fortschrittsberichte veröffentlicht, obwohl dies Teil der Selbstverpflichtung der MHI ist. Auch an einer Roadmap mangelt es bisher noch. Dies führt zu einer Bewertung von nur 44 % (Stufe 5) und lässt die Frage offen, wie wichtig das Thema Tierschutz für Masthühner dem Unternehmen tatsächlich ist.
Als erste deutsche Burgerkette in der Masthuhn-Initiative war Peter Pane 2019 ein Vorreiter. Fünf Jahre später liegt der Umsetzungsgrad, gemessen an der (fehlenden) öffentlichen Berichterstattung, bedauernswerterweise noch immer bei 0 %. Das Unternehmen gibt auf seiner Website an, eng mit einem Großproduzenten zu arbeiten, um ein MHI-konformes Produkt zu entwickeln – Resultat dieser Zusammenarbeit: für VerbraucherInnen nicht einsehbar. Aufgrund des vollumfänglichen Commitments erreicht Peter Pane 44 % und somit Stufe 5. Wir hoffen, dass das Unternehmen neue Motivation schöpft, um mit der direkten Konkurrenz Hans im Glück mithalten zu können.
Nach seinem langen Insolvenzverfahren und der Neuaufstellung des Unternehmens war Vapianos europaweiter Beitritt zur MHI 2023 ein starker Schritt. In 2024 hätte der erste Bericht über die Fortschritte in der Umsetzung der Kriterien erscheinen müssen. Bisher fehlt dieser allerdings, sodass Vapiano keinerlei Punkte bei der Umsetzung erzielt. Da auch eine Roadmap fehlt, liegt auch Vapiano insgesamt bei 44 % und Stufe 5.
Pizza Hut – genau wie KFC eine Tochterfirma des amerikanischen Mutterkonzerns YUM! Brands – ist der MHI 2019 europaweit beigetreten. Damit hat das Unternehmen öffentlich zugesagt, Verantwortung für bessere Haltungsbedingungen der Masthühner in seiner Lieferkette zu übernehmen. Im Gegensatz zu KFC hat Pizza Hut bisher jedoch weder einen Fortschrittsbericht veröffentlicht, noch anderweitig Informationen zur Umstellung geteilt. Es ist fraglich, ob das Unternehmen seine Selbstverpflichtung ernsthaft umsetzt, zumal das Beitrittsstatement auffallend unkonkret formuliert ist.
Subway hat sich 2021, nach einer Kampagne von mehreren Tierschutz-Organisationen, der MHI angeschlossen und sich verpflichtet, seine Haltungsstandards für Masthühner anzuheben. 2023 hatte Subway auch schon erste Fortschritte vorzuweisen und stand bei der Umsetzung bei rund 20 %. Dabei ist es allerdings geblieben. Neben den fehlenden Fortschritten ist seit dem letzten Report sogar die Beitrittserklärung von Subways deutscher Webseite verschwunden und aus dem internationalen Commitment wurde die Deadline 2026 gestrichen. Dadurch rutscht Subway auf 19 % und damit auf die letzte Stufe ab.
McDonald’s hat sich gegen einen Anschluss an die MHI entschieden. Die Burgerkette begründet dies mit dem Test eigener Aufzuchtprogramme für Masthühner. Ein kleiner Teil der Lieferkette (30 %) soll nun auf die Initiative Tierwohl (ITW) umgestellt werden – diese liegt jedoch weit unter den Kriterien der MHI und ist als neuer Mindeststandard ungeeignet. So ist beispielsweise die Besatzdichte deutlich höher und es werden weiterhin Qualzuchten eingesetzt.
Auch Burger King Deutschland demonstriert Stillstand und weigert sich nach wie vor, die MHI umzusetzen – dies enttäuscht insbesondere, da es für die USA, Kanada und England seit Jahren Commitments gibt. In Frankreich hat Burger King zudem eigene Richtlinien veröffentlicht, die denen der MHI entsprechen. Für die »Broiler Policy« des Mutterkonzerns Restaurant Brands International (RBI) hat die Burgerkette einige wenige Punkte erhalten. Auf der deutschen Website sind allerdings nach wie vor keine Informationen zu Haltungsstandards für Masthühner zu finden.
Autogrill macht keine Angaben zu den Haltungsbedingungen für Masthühnern in seiner Lieferkette. Dies führt zu einem Ergebnis von 0 %. Wir haben das Unternehmen mehrfach erfolglos kontaktiert, um zu prüfen, wie es seiner unternehmerischen Verantwortung nachkommt. Wir müssen davon ausgehen, dass Autogrill kein Interesse daran hat, an der Anhebung der Geflügelmast-Standards mitzuwirken.
Auf der Website von Call a Pizza finden sich keine Informationen darüber, dass das Unternehmen an den Haltungsbedingungen der Masthühner in seinen Lieferketten interessiert ist. Es gibt keine öffentlichen Anhaltspunkte dafür, dass Call a Pizza Hühnerfleisch aus höheren Standards als dem gesetzlichen Minimum einkauft oder beabsichtigt, dies in Zukunft zu tun. Das Unternehmen geht daher mit null Punkten (Stufe 6) aus dem Report hervor.
Auch Starbucks kommuniziert keine Informationen über die Haltungsstandards von Masthühnern in seinen Produkten. Wir gehen also davon aus, dass diese die problematischen gesetzlichen Mindeststandards nicht übersteigen. Hühnerfleisch macht nur einen kleinen Teil des Sortiments der Kaffeekette aus – da sollte es für das Unternehmen ein Leichtes sein, die Standards anzuheben. Es kommt seiner Markenverantwortung in Deutschland leider weiterhin nicht nach, obwohl der Konzern in den USA, Kanada und auch Großbritannien bereits den dortigen MHI-Programmen beigetreten ist. Für das Ergebnis in dieser Erhebung bedeutet das: 0 % und Stufe 6.
Pragmatische Hilfestellung für effektive Verbesserungen
Auch wenn wir einzelne Erfolge verzeichnen, sind wir mit den Ergebnissen der diesjährigen Masthuhn-Reports noch lange nicht zufrieden. Zukünftige Untersuchungen werden daher höhere Anforderungen an die Reportingqualität und -inhalte stellen. Wir erwarten von allen Unternehmen detaillierte, prozentuale Fortschrittsangaben zu den einzelnen Kriterien des Commitments sowie eine schnellere Umsetzung. Insbesondere die noch Untätigen sollten schnellstmöglich Commitments abgeben und sich an die Umsetzung machen, um nicht von der Konkurrenz abgehängt zu werden. Sie wären in guter Gesellschaft: Mittlerweile arbeiten über 100 Unternehmen in Deutschland durch ihren Anschluss an die Masthuhn-Initiative u. a. an der Verringerung von Besatzdichten und der Abschaffung von Qualzucht.
Die Kriterien der Masthuhn-Initiative (MHI) bieten eine pragmatische Hilfestellung für verantwortungsbewusste Unternehmen. Sie sind auf effektive Tierschutzverbesserungen und hohe Machbarkeit ausgelegt. So lösen sie die zentralen Probleme in der Hühnerhaltung wie zuchtbedingte Schmerzen, Muskel- und Fußballenerkrankungen sowie eingeschränkte Bewegungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Die Rate der Tiere, die schon während der Mast sterben, wird gesenkt, während die Qualität des Fleischs steigt. Darüber hinaus sorgen die Standards für einen geringeren Antibiotika-Einsatz sowie weniger Stress und Fehler bei Betäubung und Schlachtung. Der Kriterienkatalog wird von 37 Organisationen mitgetragen und seit seiner Einführung von der Albert Schweitzer Stiftung vertreten.
Mit der Masthuhn-Initiative helfen wir den Unternehmen dabei, ihre Lieferketten zukunftssicher aufzustellen und der Nachfrage der VerbraucherInnen nach höheren Tierschutzstandards nachzukommen. Gemeinsam können wir den Markt nachhaltig verändern.