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Der Masthuhn-Report: Systemgastronomie im Check

Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als 620 Millionen Hühner gemästet und nach einem leidvollen, kurzen Leben geschlachtet. In der konventionellen Haltung ist das Leid der Masthühner besonders groß: Überzüchtung, enge Ställe und qualvolle Schlachtpraktiken sind an der Tagesordnung. Im ersten deutschen Masthuhn-Report nehmen wir führende Fast-Food-Ketten in Deutschland unter die Lupe und gehen der Frage nach, welche konkreten Tierschutzstandards sie in der Haltung von Masthühnern umsetzen.

Das haben wir untersucht

Die Untersuchung basiert auf den Kriterien der Europäischen Masthuhn-Initiative. Die von uns mitbegründete Initiative definiert Mindestanforderungen an die Hühnermast und gibt Unternehmen klare Kriterien an die Hand. So unterstützen wir die Gastronomie dabei, einen wesentlichen Beitrag zum Tierschutz und zur Nachhaltigkeit zu leisten. Die Kriterien der Initiative zielen beispielsweise darauf ab, die Überzüchtung zurückzufahren sowie den Hühnern mehr Platz und Beschäftigungsmöglichkeiten zu geben. Mehr zu den Kriterien der Initiative erfahren Sie hier und im vollständigen Report, den wir gemeinsam mit der Organisation World Animal Protection veröffentlicht haben.

Die Bewertung erfolgt in zwei Bereichen: In Bereich 1 (»Selbstverpflichtungen und Ziele«) können die Unternehmen Punkte sammeln, wenn sie Mitglieder der Masthuhn-Initiative sind. Je mehr Kriterien der Initiative ein Unternehmen mit seiner Selbstverpflichtung erfüllt, desto mehr Punkte bekommt es. In Bereich 2 (»Umsetzung und Berichterstattung«) geht es um die tatsächliche Umsetzung: Die volle Punktzahl bekommt ein Unternehmen, wenn alle von ihm in Deutschland verwendeten Produkte sämtliche Kriterien der Initiative erfüllen und das Unternehmen darüber transparent und unmissverständlich berichtet.

Die beiden Bereiche tragen mit gleichem Gewicht zum Gesamtergebnis bei. Abhängig von den insgesamt erzielten Punkten erreichen die Unternehmen eine von 6 Stufen, wobei 1 die beste Stufe darstellt und 6 die schlechteste.

Details Masthuhn-Report

Die Ergebnisse der deutschen Unternehmen liegen teilweise sehr weit auseinander. Im Bereich »Selbstverpflichtungen und Ziele« erreichen beispielsweise sechs Unternehmen (KFC, Ikea, Domino’s, Pizza Hut, Subway und L’Osteria) 100 %. Diese Unternehmen haben sich also dazu verpflichtet, alle Kriterien der Europäischen Masthuhn-Initiative umzusetzen. Die anderen vier untersuchten Unternehmen liegen weit dahinter mit 23 % (McDonald’s) oder sogar glatten 0 % (Burger King, Starbucks, Vapiano).

Im Bereich »Umsetzung und Berichterstattung« punkten überhaupt nur vier deutsche Unternehmen. Lediglich einige wenige Kriterien der Initiative werden heute bereits umgesetzt – und das, obwohl sich manche Unternehmen schon vor mehreren Jahren dazu verpflichtet haben, kontinuierlich an der Umsetzung zu arbeiten. Von der vollen Punktzahl in diesem Bereich sind alle Unternehmen noch weit entfernt.

Insgesamt gibt es noch viel zu tun: Nicht nur fehlen bei diversen großen Unternehmen noch Commitments für die Anhebung der Mindeststandards. Die Analyse zeigt auch deutlich, dass die Unternehmen die Umsetzung der Kriterien der Masthuhn-Initiative und das Reporting darüber viel stärker forcieren müssen, um die Deadline 2026 einzuhalten. Außerdem fallen einige der größten Unternehmen in der Systemgastronomie beim Tierschutz auf dem deutschen Markt weit hinter die Konkurrenz zurück. Einige Unternehmen gehen mit gutem Beispiel voran, indem sie ihre Lieferketten schrittweise umstellen und (mehr oder weniger) transparent darüber berichten.

Die Ergebnisse der Unternehmen im Detail

Mit einem Gesamtergebnis von 79 % erreicht KFC Deutschland im Ranking die höchste Punktzahl und landet auf Stufe 2 (»gut«). Im Bereich »Selbstverpflichtungen und Ziele« ist KFC mit 100 % eines der führenden Unternehmen. Auch bei »Umsetzung und Berichterstattung« hat KFC mit 57 % die Nase vorn. Hervorzuheben ist, dass KFC prozentuale Angaben zur Lieferketten-Umstellung auf EU-Ebene veröffentlicht – damit liefert KFC die präzisesten Angaben aller Unternehmen. Verbessern sollte KFC die länderspezifischen Angaben für Deutschland und das Tempo der Umstellung. Das Unternehmen ist bereits im Jahr 2019 der Masthuhn-Initiative beigetreten und hatte dementsprechend bereits viel Zeit, die Kriterien umzusetzen.
Ikea ist ebenfalls bereits im Jahr 2019 der Initiative beigetreten. Das Unternehmen erreicht insgesamt ein Ergebnis von 67 % und landet auf Stufe 3 (»sichtbare Verbesserungen«). Ikea hat zwar eine vollständige Verpflichtung zur Masthuhn-Initiative, setzt die Kriterien bisher aber nur schlecht um. Positiv ist, dass Ikea Angaben zur Lieferketten-Umstellung auf globaler Ebene liefert. Verbesserungspotenzial gibt es auch hier bei den länderspezifischen Angaben für Deutschland und bei der Schnelligkeit der Umsetzung.
Domino’s landet mit insgesamt 59 % auf Stufe 4 (»erste Schritte«). Das Unternehmen hat sich verpflichtet, die Kriterien der Masthuhn-Initiative vollständig umzusetzen und erhält daher 100 % im Bereich »Selbstverpflichtungen und Ziele«. Die Umsetzung ist jedoch mangelhaft (17 %). Zur Umstellung der Lieferkette macht Domino’s keine präzisen Angaben. Das Unternehmen ist bereits im Jahr 2019 der Masthuhn-Initiative beigetreten und hatte dementsprechend bereits viel Zeit, die Kriterien umzusetzen.
Mit insgesamt 50 % erreicht L’Osteria ebenfalls nur Stufe 4 (»erste Schritte«). Einem Wert von 100 % im Bereich »Selbstverpflichtungen und Ziele« stehen 0 % bei der Umsetzung gegenüber. Das Unternehmen ist allerdings erst während der Erstellung des Reports der Masthuhn-Initiative beigetreten. Daher hatte L’Osteria erst wenig Zeit, an der Umsetzung zu arbeiten oder einen Bericht abzugeben.
Subway erreicht wie L’Osteria insgesamt 50 % und landet ebenfalls auf Stufe 4. Die Kritikpunkte sind dieselben: Eine sehr schlechte Umsetzung des vollen Masthuhn-Commitments und kein Reporting zur Lieferketten-Umstellung. Der Beitritt von Subway lag zum Zeitpunkt der Datenerfassung noch kein ganzes Jahr zurück, sodass das jährliche Reporting noch nicht fällig war – nichtsdestotrotz hätte Subway die Gelegenheit nutzen können, über seine Fortschritte zu berichten.
Das dritte Unternehmen, das im Gesamtergebnis 50 % erreicht, ist Pizza Hut: 100 % im Bereich »Verpflichtungen und Ziele«, aber 0 % bei der Umsetzung. Das Unternehmen ist bereits 2020 der Masthuhn-Initiative beigetreten und hätte daher viel Zeit gehabt, die Kriterien umzusetzen. Die 0 Punkte bei der Umsetzung ergeben sich daraus, dass Pizza Hut gar kein Reporting veröffentlicht hat, woraus wir schließen, dass das Unternehmen keine nennenswerten Fortschritte zu berichten hat.
McDonald’s landet mit einem Gesamtergebnis von nur 20 % auf Stufe 6 (»sehr schlecht«). Das Unternehmen hat ein eigenes Broiler-Commitment, das aber fast keine Punkte der Masthuhn-Initiative erfüllt – Ausnahme ist die käfigfreie Haltung. Daher erreicht McDonald’s im Bereich »Verpflichtungen und Ziele« nur 23 %. Für die Umsetzung gibt es 17 %.
Keine Verpflichtung zur Masthuhn-Initiative, keine Umsetzung: Mit insgesamt 0 % landen Burger King, Starbucks und Vapiano auf der schlechtesten Stufe 6. Burger King und Starbucks könnten es leicht besser machen: In England (und auch in Nordamerika) haben sich beide Unternehmen zu höheren Standards in ihren Lieferketten verpflichtet. Diese gelten jedoch für kein anderes europäisches Land.

Unser Fazit

Der Masthuhn-Report zeigt, dass die deutschen Unternehmen noch viel Arbeit vor sich haben. Sowohl bei der Zahl der Absichtserklärungen als auch bei der Umsetzung muss deutlich mehr für den Tierschutz passieren. Die Tatsache, dass einige Unternehmen die Realisierung ernst nehmen, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es bei anderen Unternehmen massive Versäumnisse bei Zielsetzung, Umsetzung und Reporting gibt. Auch Aspekte wie die teilweise Transparenz von KFC und Ikea sind zu wenig, um damit zufrieden zu sein. Vor allem im Hinblick auf die Deadline der Masthuhn-Initiative – die Unternehmen haben sich verpflichtet, die Kriterien bis spätestens 2026 umzusetzen – ist noch viel zu tun, damit die Verpflichtung zu mehr Tierschutz nicht nur ein Lippenbekenntnis bleibt. Nur eine breite Unterstützung der Initiative durch die Systemgastronomie und die gesamte Lebensmittelindustrie kann die notwendige Umstellung des Marktes sicherstellen. Für eine Umsetzung des Mindeststandards in der Breite ist es wichtig, dass die Unternehmen eine Unterstützungserklärung für ganz Europa abgeben, und nicht nur für einzelne Länder.

Unternehmen, die bislang noch nicht der Masthuhn-Initiative beigetreten sind, sollten schnellstens nachziehen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Tierschutz und Nachhaltigkeit sind keine kurzzeitigen Trends. Wer den Umstieg auf verbesserte Haltungsbedingungen verpasst, wird in den kommenden Jahrzehnten nicht mehr relevant sein.