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Proteinwende messen

Unsere Ernährung verursacht etwa ein Drittel der globalen Treibhausgas-Emissionen. Dabei entsteht über die Hälfte der ernährungsbedingten Emissionen bei der Produktion tierischer Nahrungsmittel. Das macht Ernährung zu einem mächtigen Hebel im Kampf gegen die Klimakrise.

Immer mehr Lebensmittelhändler erkennen das und wollen Verantwortung für die notwendige Ernährungswende übernehmen. Doch um konkrete Ergebnisse vorweisen zu können, braucht der Handel greifbare Zahlen. Um diese Zahlen liefern zu können, empfehlen wir gemeinsam mit der Ernährungsorganisation ProVeg und dem Branchenverband BALPro die Messung des Verhältnisses von pflanzlichen zu tierischen Proteinen.

Wie profitiert der Handel von der Messung?

Unterstützt von Nichtregierungsorganisationen treibt der Lebensmitteleinzelhandel die Messung des Proteinverhältnisses derzeit maßgeblich voran. In den Niederlanden analysieren bereits sieben Einzelhandelsketten die von ihnen verkauften Nahrungsmittel, darunter Albert Heijn, Aldi und Lidl. Im Vereinigten Königreich ermitteln Tesco und Sainsbury’s ihr Proteinverhältnis. In Österreich, Belgien und Deutschland misst Lidl das Verhältnis von pflanzlichen zu tierischen Proteinen in seinem Verkaufsvolumen.

Händler können die Erfüllung ihrer Nachhaltigkeitsziele und ihre Berichterstattung mit konkreten Kennzahlen zum Proteinverhältnis ihrer verkauften Nahrungsmittel untermauern. »Auf dieser Grundlage können sie Verkaufsstrategien zielgerichtet nachhaltiger gestalten«, erklärt Dirk Liebenberg, Senior Project Manager Corporate & Institutional Engagement bei ProVeg. Eine Messung des Proteinverhältnisses wäre darüber hinaus auch im Außer-Haus-Markt möglich. Auch könnte das Verhältnis als Index in der nationalen Ernährungsstrategie verankert werden.

Die Niederlande sind auch bei einem anderen wichtigen Schritt weiter: Sie haben bereits ein nationales Ziel für den Verzehr ausgerufen. Allerdings ist der Handel dort ehrgeiziger als die Politik: Das niederländische Agrar- und Gesundheitsministerium will bis 2030 im nationalen Verzehr ein Verhältnis von 50 % pflanzlichem zu 50 % tierischem Protein erreichen. Der Lebensmitteleinzelhandel strebt inzwischen ein Verhältnis von 60:40 an. Dies entspricht dem Zielwert, den ProVeg auf Grundlage der Planetary Health Diet errechnet hat. Auf die Ernährungsempfehlungen der internationalen EAT-Lancet-Kommission stützen mittlerweile einige der größten Händler in Deutschland ihre Ernährungsstrategien.

Was wird gemessen?

Es ist empfehlenswert, bei der Messung des Proteinverhältnisses alle Nahrungsmittel zu berücksichtigen – und nicht nur die besonders proteinhaltigen Kategorien wie Fleisch und Milchprodukte und deren pflanzliche Alternativen. Denn: Eine kategorienübergreifende Messung gewährleistet die Vergleichbarkeit der Ergebnisse – von Jahr zu Jahr und zwischen Händlern mit unterschiedlichen Sortimenten. So können die Verantwortlichen aller Warengruppen zur Proteinwende beitragen.

Unabhängig von der Messmethode bietet insbesondere eine einheitliche Branchenlösung entscheidende Vorteile – denn die Ergebnisse lassen sich direkt vergleichen, auch länderübergreifend. So könnte beispielsweise der Einzelhandel in Deutschland seine Fortschritte denen in den Niederlanden gegenüberstellen. Ein weiterer Vorteil einer Branchenlösung ist der Austausch von Best Practices: Ein Händler könnte vom anderen lernen, welche Maßnahmen das Proteinverhältnis nachweislich verbessern.

»Die Händler neigen zu ambitionierteren Zielen, wenn sie sich vergleichen können«, weiß Esther Rabofski, stellvertretende Leiterin des Bereichs Lebensmittel-Fortschritt bei der Albert Schweitzer Stiftung. »Nach unserer Erfahrung setzen Händler besonders effektive Maßnahmen um, wenn sie über ihre Fortschritte berichten. Es braucht also regelmäßige und vergleichbare Erhebungen des Proteinverhältnisses, die veröffentlicht werden.«

Fazit: Proteinmessung notwendig für eine erfolgreiche Proteinwende

Die Umstellung auf pflanzliche Proteine ist ein entscheidender Hebel für nachhaltigere Lieferketten. Dem Lebensmitteleinzelhandel kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Die Messung des Proteinverhältnisses liefert konkrete Zahlen, mithilfe derer die Händler ihre Fortschritte messen und ihre Strategien anpassen können.

Das ausführliche Positionspapier zum Proteinverhältnis von ProVeg, der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt und dem Branchenverband BALPro finden Sie hier.