Runder Tisch 2024 zur Europäischen Masthuhn-Initiative
Zum zweiten Mal hat die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt einen Runden Tisch zur Europäischen Masthuhn-Initiative (MHI) ausgerichtet. 36 Personen aus 30 Unternehmen folgten der Einladung, tauschten sich aus und vernetzten sich mit anderen VertreterInnen aus Unternehmenspraxis, Tierschutz und Wissenschaft. Produzenten und Abnehmer berichteten, wie sie die Umsetzung der Initiative gestalten und welche Herausforderungen es dabei zu meistern gilt.
Dabei stand das Ziel der Veranstaltung immer im Fokus: bereits teilnehmende Unternehmen bei der Umsetzung zu unterstützen und interessierten Unternehmen zu ermöglichen, die nächsten Schritte zu gehen.
»Man nimmt sehr viel mit nach Hause: die verschiedenen Ansätze für eine Problemlösung. Es ist glaube ich keiner hier, der die Probleme nicht angehen möchte.«
Daniel Heitmeier, Sodexo
Das Programm: Voneinander und miteinander lernen
In seinem Eröffnungsvortrag blickte Mahi Klosterhalfen, Präsident der Albert Schweitzer Stiftung, auf die bisherige Entwicklung und den aktuellen Stand der Masthuhn-Initiative. Im Anschluss stellte Dr. Josef Efken vom Thünen-Institut die aktuelle Situation des Geflügelmarktes vor. Landwirt Christoph Schulz schilderte eindrücklich seine Praxis-Erfahrungen aus der Hühnermast mit höheren Tierschutzstandards und erläuterte deren Vorteile gegenüber der konventionellen Haltung. Unter reger Beteiligung des Publikums erläuterten bei der folgenden Paneldiskussion VertreterInnen aus verschiedenen Sektoren der Lebensmittelwirtschaft, wie sie die Kriterien der Initiative umsetzen.
Am Nachmittag erarbeiteten die TeilnehmerInnen in Gruppen gemeinsam Lösungsansätze für einige der zentralen Herausforderungen der Masthuhn-Initiative. Sie formulierten auch konkrete Forderungen an die Politik. Als besonders wichtig stellten sich dabei vereinfachte und verkürzte Genehmigungsverfahren sowie die Baukostenförderung für die zahlreichen umbauwilligen Betriebe heraus.
Höhere Haltungsstandards flexibler umsetzen
Ein wichtiges Thema der Veranstaltung war auch, wie Unternehmen flexibler höhere Haltungsstandards umsetzen können. Künftig können sie sich zum Beispiel zur Haltungsform-Stufe 3 mit kleinen Ergänzungen verpflichten. Dadurch können jetzt mehr Label genutzt werden als zuvor.
Erfolgsrezept: Engagement, Kooperation und konstruktiver Dialog
Der Runde Tisch hat deutlich gemacht, dass Unternehmen Verantwortung für den Tierschutz übernehmen müssen. Das ist auch in ihrem eigenen Interesse, denn der Beitritt zur Masthuhn-Initiative wirkt sich nicht nur positiv auf den Tierschutz aus, sondern auch auf die Produktqualität und die Nachhaltigkeitsziele.
Damit die Umstellung auf die Kriterien der MHI gelingt, steht die Albert Schweitzer Stiftung den Unternehmen als Partnerin zur Seite. Sie unterstützt die Unternehmen bei der Erarbeitung von individuellen Roadmaps, empfiehlt Kommunikationsmaßnahmen und fördert durch Veranstaltungen wie den Runden Tisch den Erfahrungsaustausch.
»Wir sind auf jeden Fall sehr daran interessiert, einen einheitlichen europäischen Standard im Masthuhnbereich zu erzielen. Und deswegen sind wir hier: weil wir den Austausch brauchen mit der Branche und natürlich auch mit der Albert Schweitzer Stiftung.«
Stefan Schmerdtmann, The German Poultry Family
»Wir können hier (… ) unsere Herausforderungen zeigen oder auch (… ) Absprachen treffen, wie wir gemeinsam Fortschritte erzielen können … oder wie wir auch etwas mehr Schnelligkeit in die Umstellung bekommen.«
Anna-Lena Kribbeler, Hans im Glück
Unser Fazit
Auch wenn die Umsetzung der Masthuhn-Initiative teilweise noch zu langsam vorangeht und es einige Herausforderungen zu bewältigen gilt, gibt es in der Gefügelbranche eine hohe Motivation für mehr Tierschutz und ein großes Potenzial für nachhaltige Veränderungen. Das haben die vielen konstruktiven Diskussionen beim Runden Tisch gezeigt.
»Der größte Nutzen für mich heute war der Austausch mit den Kollegen, aber auch der Austausch mit den Produzenten und Grossisten, weil er zeigt, dass wir alle die gleichen Probleme haben, aber auch alle gewillt sind, die Standards zu erfüllen.«
André Müller, Studierendenwerk Erlangen-Nürnberg
Nun gilt es, die zahlreichen vielversprechenden Lösungsansätze in die Praxis umzusetzen und branchenweite Herausforderungen gemeinsam anzugehen. Dafür ist eine gute Zusammenarbeit und ein kontinuierlicher Austausch innerhalb der Branche unerlässlich.
Die Albert Schweitzer Stiftung bedankt sich bei allen Teilnehmenden des Runden Tischs und freut sich auf die gemeinsame Umsetzung.
Die Europäische Masthuhn-Initiative
Die Europäische Masthuhn-Initiative wurde ins Leben gerufen, um flächendeckende Verbesserungen in der Hühnermast zu erreichen und einen neuen Mindeststandard in Europa zu etablieren. Allein in Deutschland werden jährlich mehr als 600 Millionen Hühner gemästet und geschlachtet. Neben der Albert Schweitzer Stiftung arbeiten heute 37 Organisationen aus ganz Europa an der Umsetzung der Initiative, die Kriterien wie zum Beispiel den Einsatz von robusteren, langsamer wachsenden Rassen oder eine niedrigere Besatzdichte definiert. Die Forderungen stellen dabei einen sinnvollen Mittelweg zwischen Verbesserungen für die Hühner und Wirtschaftlichkeit dar.