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Schlachtzahlen 2020: fast 4 Mio. Tiere weniger

Der »Schweinestau« und die Coronavirus-Ausbrüche in Schlachtbetrieben im vergangenen Jahr haben sich nicht merklich in den vorläufigen Schlacht- und Fleischzahlen des Statistischen Bundesamts für 2020 niedergeschlagen. Die Trends der letzten Jahre setzen sich dennoch fort: Insgesamt wurden fast 4 Millionen Tiere weniger geschlachtet als im Vorjahr und die »produzierte« Fleischmenge sank auf 7,8 Millionen Tonnen (-1,6 %).


Trotzdem starben 2020 mehr als 759 Millionen Tiere in deutschen Schlachthöfen. Die überwiegende Mehrzahl davon waren Hühner: mehr als 623 Millionen aus der Mast und über 33 Millionen aus der Eierindustrie. Hühner machen somit 86 % aller im vergangenen Jahr geschlachteten Landtiere aus.


Kreisdiagramm

Hühnermast wächst weiter

Die Zahl der geschlachteten »Masthühner« stieg 2020 um 2,6 Millionen. Ihr Fleisch gewinnt weiter an Bedeutung. Die Menge war nochmals größer als in den Jahren zuvor: Rund eine Million Tonnen (+2,9 %) verzeichnet das Statistische Bundesamt. Hühnerfleisch aus der Mast belegt damit Rang drei in der Statistik, hinter Schweine- und Rindfleisch.


Rein rechnerisch war im vergangenen Jahr ein einzelnes gemästetes Huhn bei der Schlachtung schwerer als 2019. Dieser Trend könnte ein Hinweis auf Qualzucht sein: Dass die Tiere immer massiger werden, hat für sie meist katastrophale gesundheitliche Folgen.


Mit der Europäischen Masthuhn-Initiative sensibilisieren wir Unternehmen für die Bedürfnisse und Leiden der Hühner. Wir arbeiten mit ihnen gemeinsam daran, Qualzucht einzudämmen und die Tiierschutzanforderungen in der Hühnermast anzuheben.

Säugetierschlachtungen rückläufig

Obwohl die deutliche Mehrheit der geschlachteten Landtiere Hühner sind, stammt das meiste Fleisch, das in Deutschland »produziert« wird, nach wie vor von Schweinen: über 5 Millionen Tonnen im Jahr 2020. Die Menge nahm dabei, wie bereits in den Jahren zuvor, weiter ab (-2,4 %). Die Zahl der 2020 getöteten Schweine sank um fast 2 Millionen auf 53 Millionen Tiere.


Auch die Zahl der geschlachteten Rinder sank 2020, und zwar um rund 132.000 auf etwa 3 Millionen Tiere. Trotz dieser im Verhältnis relativ geringen Zahl an getöteten Individuen belegt Rindfleisch weiterhin den dritten Platz in der Statistik. Etwa eine Million Tonnen verzeichnet das Statistische Bundesamt für 2020 (- 2,6 %). Das ist nur geringfügig mehr, als die Menge, für die Abermillionen Hühner gemästet und getötet werden.

Anstieg bei »Legehennen«, Puten und Schafen

Im Großen und Ganzen sind die Schlachtzahlen in Deutschland weiter rückläufig. Neben Hühnern aus der Mast wurden 2020 jedoch auch fast eine Million Hühner aus der Eierindustrie mehr geschlachtet. 33 Millionen ehemalige »Legehennen« sind in der Statistik als »Suppenhühner« verbucht.


Die Zahl der 2020 geschlachteten Puten stieg um rund 700.000 Tiere im Vergleich zum Vorjahr. Dieser Trend setzt sich ebenfalls aus den Jahren zuvor fort. Die fast 35 Millionen getöteten Puten wurden zu fast einer halben Million Tonnen Fleisch verarbeitet (+1,3 %). Es ist damit das am zweitmeisten »produzierte« Vogelfleisch nach dem der »Masthühner«. Ein besorgniserregender Trend, denn die Putenmast ist unter anderem wegen der qualvollen Überzüchtung und der sehr hohen Besatzdichten höchst problematisch.


Die Zahl der geschlachteten Schafe stieg ebenfalls, und zwar um mehr als 62.000 Tiere. Die Gesamtzahl der getöteten Tiere ist dabei mit über einer Million im Verhältnis zu den anderen Tierarten noch gering. Von 2018 auf 2019 hatte sie sogar abgenommen.


Liniendiagramm

Keine Daten zu Kaninchen, Wirbellosen und Wassertieren

Zum Fischfang wird in den Statistiken nicht die Anzahl der getöteten Individuen vermerkt, sondern nur das Gewicht. 2019 waren das 38.074 Tonnen Nahrungsmittel aus Fischen und Weichtieren (+19,5 %). Für 2020 liegen noch keine Angaben vor. Zahlen zu Krebstieren fehlen gänzlich.


Gar nicht erfasst werden die Zahlen der geschlachteten Kaninchen und Wirbellosen.

Die Zahlen 2020 im Überblick

Wir erstellen anhand der vorläufigen Zahlen aus der Genesis-Datenbank des Statistischen Bundesamts (Links in den Quellen) eigene Berechnungen. Sie beziehen sich auf gewerbliche Schlachtungen.

    • Schweine: 53.216.912 Tiere (-1.923.064), 5.101.915 t Fleisch (-2,4 %)
    • Rinder: 3.254.634 Tiere (-131.651), 1.082.353 t Fleisch (-2,6 %)
    • Schafe: 1.184.032 Tiere (+62.487), 24.244 t Fleisch (+5,2 %)
    • Ziegen: 21.856 Tiere (-647), 393 t Fleisch (-3 %)
    • Pferde: 4.110 Tiere (-895), 1.085 t Fleisch (-17,9 %)
    • Hühner aus der Mast: 623.159.761 Tiere (+2.592.109), 1.066.523 t Fleisch (+2,9 %)
    • Puten: 34.899.862 Tiere (+673.859), 476.817 t Fleisch (+1,3 %)
    • Hennen aus der Eierindustrie: 33.100.244 Tiere (+971.096), 40.781 t Fleisch (+3,5 %)
    • Enten: 9.803.321* Tiere (-6.073.167), 21.779 t Fleisch (-37 %)
    • Gänse: 570.831 Tiere (-23.129), 2.765 t Fleisch (-3,6 %)
    • Strauße: 2.064 Tiere (+131), 116 t Fleisch (+6,2 %)
    • Tauben: 1.677 Tiere (-707), 0,5 t Fleisch (-16,7 %)
    • Perlhühner: 1.208 Tiere (-319), 2 t Fleisch (-16 %)
    • Fasane: keine Angaben zu 2020 (2019: 170 Tiere)
    • Wachteln: 64 Tiere (-47), 16 kg
    • Vögel insgesamt: 701.539.032 Tiere (-1.860.344), 1.608.782 t Fleisch (+1,6 % )
    • Landtiere insgesamt: 759.220.576 Tiere (-3.854.114), 7.818.772 t Fleisch (-1,6 %)
    • Fische und Weichtiere: 38.074 t (+19,5 %)

    * Die Zahl der geschlachteten Enten weicht in der Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts stark von der in der Genesis-Datenbank ab.

    Fazit und Aussicht

    Fleischkonsum und -produktion stehen zunehmend in der Kritik, sei es aus ethischen, ökologischen oder gesundheitlichen Gründen. Das war auch 2020 wieder in der öffentlichen Debatte zu spüren. Angesichts von arbeitsrechtlichen, Gesundheits-, Umwelt- und Tierschutzskandalen schrumpft die Branche allerdings viel zu langsam.


    Verschärfte Tierschutz-, Arbeits- und Umweltanforderungen werden die Tiernutzung in Deutschland in Zukunft wohl weiter erschweren. Doch um einen echten Ernährungswandel herbeizuführen, braucht es mehr Lenkung durch die Politik, Verantwortungsbewusstsein im Handel und Einsicht in der Landwirtschaft. Weltweit gesehen steigt der Konsum von Fleisch, damit wächst auch die Fleischbranche immer mehr. Dass sich das Konsum- und Ernährungsverhalten jedoch vor allem in den reichen Industrienationen ändern müssen, wenn zukünftig alle Menschen halbwegs satt und sicher leben sollen, das sagen immer mehr WissenschafterInnen.


    (jw)