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Antibiotikaresistente Keime

Laut einer aktuellen Studie von Forschern der Universität Cambridge sind fast alle Geflügel- und Schweinefleischprodukte in britischen Supermärkten mit E.coli-Keimen belastet. Diese pathogenen Keime können beim Menschen Blutvergiftungen, Infektionen der Harnwege und Hirnhautentzündungen auslösen.


Insgesamt untersuchten die Forscher im Auftrag der »Alliance to Save our Antibiotics« 189 Hähnchen- und Schweinefleischproben. Diese stammten von den sieben großen Supermarktketten Tesco, Aldi, Co-op, Waitrose, Morrisons, Asda und Sainsbury’s. Die Ergebnisse sind besorgniserregend: Auf 92 Geflügelfleischproben (100 %) und 94 Schweinefleischproben (97 %) konnte E.coli nachgewiesen werden. Antibiotikaresistente E.coli-Bakterien befanden sich auf 61 Schweinefleischproben (63 %) und 73 Hähnchenfleischproben (79 %).


Die nachgewiesenen E.coli-Bakterien waren der Untersuchung zufolge gegen verschiedene Antibiotika resistent – unter anderem auch gegen die wichtige Antibiotikagruppe der Cephalosporine, mit der in der Humanmedizin lebensgefährliche Blutvergiftungen behandelt werden.


Die Studie sollte laut Cóilin Nunan, dem wissenschaftlichen Berater der »Alliance to Save our Antibiotics«, ein »Weckruf« für Lebensmittelhändler und Regierung sein. Viele Konsumenten seien bei ihren täglichen Mahlzeiten antibiotikaresistenten Bakterien ausgesetzt. Für die Entstehung solcher resistenter Keime sei Studien zufolge auch die moderne industrielle Tierhaltung verantwortlich. Ganze Tiergruppen werden teilweise routinemäßig mit Antibiotika behandelt – auch dann, wenn gar keine Krankheit festgestellt wurde. Dadurch entstehen die resistenten Keime, die sich schließlich in der Humanmedizin nicht mehr mit den eigentlich hochwirksamen Antibiotika behandeln lassen.


Als Reaktion auf die Studienergebnisse hat die zur britischen Regierung gehörende Food Standards Agency (FSA) mitgeteilt, dass sie den Gebrauch von Antibiotika in der Tierhaltung reduzieren will. Um dies zu erreichen, müssten gemeinsam mit Lebensmittelproduzenten und Einzelhändlern Standards für einen verantwortungsvollen Gebrauch von Antibiotika in der Geflügel-, Schweine- und Rinderhaltung entwickelt werden.


Emma Rose, Sprecherin der »Alliance to Save our Antibiotics«, betonte, dass die Belastung der Fleischwaren aus dem Supermarkt schlimmer sei als erwartet. Auch sie sieht die Einzelhändler in der Pflicht: »Die Supermärkte müssen sich öffentlich zu Leitlinien bekennen, die den routinemäßigen Gebrauch von Antibiotika in gesunden Tiergruppen verbieten und den Gebrauch besonders wichtiger Medikamente reduzieren.«


Auch in Deutschland ist die Belastung von Fleisch mit antibiotikaresistenten Keimen ein großes Problem. Erst im letzten Jahr hat beispielsweise der BUND keimbelastetes Putenfleisch in deutschen Supermärkten nachgewiesen.