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Die versteckten Kosten von Milch

Weidemilch oder konventionelle Milch – welche ist umweltfreundlicher? Dieser Frage ist eine Studie des Öko-Instituts im Auftrag des Umweltbundesamts nachgegangen. Das Ergebnis: Milch von Kühen, die auf der Weide stehen, ist besser für die Umwelt.


Die Studie vergleicht die Ökobilanzen verschiedener Milchproduktionssysteme in Deutschland. Sie stellt die konventionelle und die ökologische Erzeugung gegenüber – jeweils mit und ohne Weidegang – und berechnet die »versteckten« Umweltschadenskosten dieser Systeme. Das sind beispielsweise Kosten für die Wiederherstellung beschädigter Ökosysteme oder Kosten, die für das Gesundheitssystem infolge emissionsbedingter Krankheiten entstehen. »Die versteckten Umweltkosten von Milch zahlen wir nicht an der Supermarktkasse, sondern sie übernimmt die Allgemeinheit und häufig wird erst zukünftigen Generationen die Rechnung vorgelegt werden – beispielsweise in Form eines verschärften Klimawandels oder dem Verlust an Artenvielfalt«, sagt Agrarexperte Knut Ehlers dem Recherchezentrum Correctiv.

Die Ergebnisse der Studie im Überblick

Die Analysen des Öko-Instituts zeigen, dass die Milchproduktion mit Weidegang besser für die Umwelt ist als die Produktion mit ausschließlicher Stallhaltung.


Konventionelle Betriebe mit reiner Stallhaltung verursachen die höchsten Umweltschadenskosten – nämlich bis zu 34 Cent pro Kilogramm Milch. Berücksichtigt man diese Externalitäten, dann ist ein Kilogramm Rohmilch fast doppelt so teuer wie der aktuelle Marktpreis (36 Cent). Bei Ökobetrieben mit Weidehaltung liegen die Umweltschadenskosten dagegen bei bis zu 24 Cent. Der Grund für den Unterschied ist vor allem die Futterproduktion: Bei der konventionellen Milchherstellung verursacht die Bereitstellung des Futters 18 bis 34 Prozent der Treibhausgasemissionen, bei der ökologischen Produktion nur 6 bis 20 Prozent.


Betrachtet man nur die Verdauungsemissionen der Rinder, schneidet die ökologisch produzierte Milch schlechter ab. Der Grund dafür ist, dass die einzelne Kuh in der Öko-Haltung weniger Milch gibt als eine Kuh in konventioneller Haltung. Dadurch ist der Anteil der Verdauungsemissionen pro Kilogramm Milch höher. Insgesamt gesehen gilt jedoch: Ökologische Betriebe produzieren Milch fast immer umweltfreundlicher als ihre konventionelle Konkurrenz. Zudem ist das Konzept der zunehmenden Überzüchtung zum Ziel der Emissionsminderung zum einen endlich und zum anderen ethisch extrem fragwürdig, da Überzüchtung zu Tierleid beiträgt – im Fall der Kühe führt sie zu einem erhöhten Auftreten von Euterentzündungen.

Berechnung der Schadenskosten nicht vollständig

Um die Umweltwirkungen von Milch zu bewerten, betrachtete das Öko-Institut eine ganze Reihe von Kategorien. Dazu gehören Wasserverbrauch, Treibhausgasemissionen, Belastungen des Bodens und des Wassers, Belastungen des Menschen durch Chemikalien sowie der Energieverbrauch. Das Institut weist allerdings darauf hin, dass die so errechneten Schadenskosten in der Realität noch höher ausfallen dürften: Noch sei es nämlich nicht möglich, für alle Umweltschäden auch Kosten zu berechnen, etwa für Biodiversitätsverluste.

… und Pflanzenmilch?

Wer umweltfreundlichere Kuhmilch konsumieren will, sollte der Studie zufolge also Bio-Milch aus Weidehaltung bevorzugen. Aber warum nicht gleich zu Pflanzenmilch greifen? Der Klima-Fußabdruck von pflanzlicher Milch war zwar nicht Gegenstand der Studie des Umweltbundesamts. Jedoch wurde schon an anderer Stelle gezeigt, dass Hafer- und Sojamilch bei den Umweltwirkungen meist weit besser abschneiden als Kuhmilch.


Allein im Jahr 2020 ist der Umsatz mit pflanzlichen Milch- und Käseprodukten um mehr als die Hälfte gestiegen. Hafermilch wird aktuell am meisten nachgefragt, gefolgt von Mandel- und Sojamilch. Nachhaltigkeit, Tier- und Klimaschutz sind wichtige Argumente, die für diese Alternativen sprechen. Wir meinen: Für Unternehmen, die sich zukunftsfähig positionieren möchten, sind pflanzliche Alternativen immer die bessere Wahl als Kuhmilch.