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Ernährung und Treibhausgase in der EU


Treibhausgase sind ein wichtiger Einflussfaktor für den Klimawandel. Eine Studie, die in der Zeitschrift »Global Food Security« erschienen ist, untersucht, wie sich die Ernährung auf die Emissionen auswirken kann. Außerdem stellt sie eine neue Methode zur Berechnung der globalen Emissionen vor.


Dieser Artikel ist zuerst auf faunalytics.org erschienen. Wir haben ihn übersetzt und geringfügig angepasst.


Die Ernährungssysteme sind für 19-29 % des globalen Treibhausgasausstoßes verantwortlich. Daraus ergibt sich ein großer Handlungsdruck bei der Suche nach Lösungen zur Verringerung dieser Auswirkungen auf die Umwelt. Das Ziel der Studie war es, zwei kritische Fragen zu den ernährungsbedingten Emissionen in der Europäischen Union zu beantworten:


  • Wie wirkt sich die durchschnittliche Ernährung in der EU auf die Emissionen aus?
  • Welchen Einfluss hat der internationale Handel auf die Emissionen in der EU?

Zwei Hauptquellen für Treibhausgase

Um den Zusammenhang zwischen Ernährung und Emissionen zu analysieren, untersuchten die ForscherInnen nationale Daten von 2010 zur Lebensmittelversorgung in allen Ländern der EU. Dabei wurden sowohl pflanzliche als auch Tierprodukte (von Rindern, Schweinen und sogenanntem Geflügel) berücksichtigt. Insgesamt deckten die erfassten Daten etwa 95 % der Nahrungsenergieaufnahme in der EU ab.


Aus den von den ForscherInnen zum Verbrauch in der EU zusammengetragenen Daten ergaben sich Produktion und Transport als die beiden Hauptquellen. Der größte Anteil an den Emissionen entfällt dabei auf die Produktion. Die von Tieren und aus Dünger freigesetzten Gase machten 44 % der Gesamtemissionen aus. Landnutzungsänderungen, wozu auch die Abholzung gehört, waren für 30 % der Gesamtemissionen verantwortlich. Erschreckenderweise entfielen 70 % der durch Landnutzungsänderungen verursachten Emissionen auf die Produktion von Futtermitteln für die in landwirtschaftlichen Betrieben gehaltenen Tiere.


Emissionen durch internationalen Handel

Die herkömmlichen Methoden zur Abschätzung der weltweiten Emissionen berücksichtigen üblicherweise nicht den internationalen Handel. Vor diesem Hintergrund untersuchten die WissenschaftlerInnen, wie sich der Handel mit Nicht-EU-Ländern auf den Treibhausgasausstoß auswirkt. Interessanterweise fanden sie heraus, dass nur 36 % der Emissionen aus der Lebensmittelversorgung der EU auf den Handel mit Ländern außerhalb der EU zurückzuführen sind. Die meisten davon stehen im Zusammenhang mit pflanzlichen Futtermitteln in landwirtschaftlichen Betrieben. Dies könnte auf den hohen Konsum von tierischen Produkten in der EU zurückzuführen sein, die in der Regel direkt in der Europäischen Union erzeugt werden. So werden beispielsweise nur 5 % des in der EU konsumierten Rindfleischs importiert.


Der internationale Handel trägt also nicht hauptsächlich zu den Emissionen in der EU bei. Doch die enormen Mengen an tierischen Produkten, die in dieser Region verbraucht werden, sind eine bedeutende Quelle für Treibhausgase. Fleisch- und Eierprodukte sind für 56 % des Ausstoßes verantwortlich, der mit der Lebensmittelversorgung in der Europäischen Union zusammenhängt. Der zweitgrößte Anteil entfällt mit 27 % der ernährungsbedingten Emissionen auf Milchprodukte. Die ForscherInnen kommen zu dem Schluss: Tierische Produkte vermehrt durch pflanzliche zu ersetzen, ist der effizienteste Weg, den ernährungsbedingten Treibhausgasausstoß zu verringern. Denn durch den Verzehr lokal erzeugter Lebensmittel werden zwar Transportemissionen deutlich verringert, der Konsum von weniger tierischen Produkten hat jedoch die größte Wirkung.

Eine neue Berechnungsmethode

Schließlich befassten sich die ForscherInnen mit dem Unterschied zwischen den herkömmlichen Methoden zur Berechnung der Emissionen und der in dieser Studie verwendeten Methode. Der Hauptunterschied ergab sich bei der Untersuchung der einzelnen Länder. Die gebräuchlichen Berechnungsmethoden legen eher die Emissionen aus der Produktion zugrunde als die aus dem Verbrauch resultierenden. Dadurch liegt die Schuld für die negativen Umweltauswirkungen scheinbar stärker bei den Ländern des globalen Südens, die die Waren produzieren, als bei den Ländern, die diese Waren nachfragen und verbrauchen. Die Gesamtemissionen der stärker industrialisierten Länder scheinen damit niedriger zu sein, obwohl es diese Länder sind, die die Waren verbrauchen. Als die ForscherInnen den Treibhausgasausstoß in der EU auf der Grundlage des Verbrauchs von Nahrungsmitteln berechneten, stieg deren Gesamtmenge um 40 %. Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, unsere Ernährung anzupassen und die Nachfrage nach emissionsintensiven Lebensmitteln zu reduzieren.


Letztlich resultiert der ernährungsbedingte Treibhausgasausstoß in der EU hauptsächlich aus dem Verzehr tierischer Produkte. Weniger dieser Produkte zu konsumieren, ist der effizienteste Weg, unsere Emissionen zu reduzieren und einen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel zu leisten. Die ForscherInnen weisen in ihrer Studie jedoch auch auf die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen zum Ausstoß klimaschädlicher Gase einzelner Länder hin. Die Art und Weise der Lebensmittelproduktion und Landbewirtschaftung unterscheidet sich von Land zu Land. Um weitere Möglichkeiten zu ermitteln, wie wir die Emissionen senken können, sind qualitativ hochwertige Daten unerlässlich. Bis diese Daten vorliegen, ist das Beste, was wir tun können, uns an die Empfehlungen dieser und anderer WissenschaftlerInnen zu halten und den Verbrauch von Tierprodukten deutlich zu reduzieren.


Autorin: Lindsey Stowell