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Pandemien und Tierhaltung

Es spricht vieles dafür, dass sich die aktuelle Corona-Pandemie von einem chinesischen Wildtiermarkt aus ausgebreitet hat. Für Wissenschaftler ist das keine große Überraschung: Sie sind sich schon seit Jahren weitestgehend darüber einig, dass die industrielle Nutztierhaltung und auch Wildtiermärkte zur Entstehung von Epidemien (lokal begrenzt) und Pandemien (kontinentübergreifend) beitragen können.


Die FAO gibt an, dass 75 % der zuletzt aufgetretenen Infektionskrankheiten beim Menschen ihren Ursprung in Tieren haben. Beispiele dafür sind Vogelgrippe, Ebola (das von Fledermäusen auf den Menschen übersprang), Schweinegrippe, MERS (hier waren Dromedare die Quelle) und HIV. Sogenannte RNA-Viren, die vom Tier auf den Menschen übertragen wurden, sind für die meisten der neu aufgetretenen Infektionskrankheiten der letzten Jahrzehnte verantwortlich.

Die Rolle der intensiven Tierhaltung

Laut der FAO hängt das vermehrte Auftreten dieser Krankheiten beim Menschen unter anderem sehr eng mit hohen Besatzdichten in der Tierhaltung sowie zunehmenden Transporten von Tieren und Tierprodukten zusammen. Amerikanische Forscher nennen ausdrücklich die intensive Geflügel- und Schweinehaltung als Faktor, der die Weiterentwicklung von Grippeviren begünstigt.


Für den US-amerikanischen Virologen Dennis Carroll liegt der wichtigste Grund dafür, dass Viren die Schranke zwischen Tier und Mensch überspringen, in der veränderten Landnutzung durch eine immer weiter anwachsende Weltbevölkerung. Der entscheidende Faktor dabei sei die Rinderhaltung und -produktion: »Wenn wir unseren Proteinbedarf weiter auf die bisherige Weise decken – und hier spielt Rindfleisch eine große Rolle – wird die Gefahr des Virenübergreifens rasant wachsen.« Und auch der Virologe Prof. Dr. Christian Drosten konstatiert: »Das Problem ist der Fleischhunger in der sich ausweitenden Gesellschaft.«

Vielfältige Verbreitungswege

Nicht nur bei der Entstehung und anfänglichen Übertragung, sondern auch bei der weiteren Verbreitung von Viren und auch Bakterien spielt die Tierhaltung eine wichtige Rolle. »Industrielle Tierhaltungen [sind] komplett offen für den Ein- und Ausgang von Krankheitserregern«, so Dr. Kurt Schmidinger, Mitglied unseres Wissenschaftsbeirats. Die Möglichkeiten der Verbreitung seien vielfältig: Zum einen gelangen Tiere aus Zuchtbetrieben, Brütereien oder Nutztiermärkten in die Betriebe. Andere Tiere werden wiederum aus den Betrieben weitertransportiert, etwa zu Märkten oder zum Schlachthof. Insekten seien weitere Überträger. Auch die enormen Mengen an Exkrementen seien problematisch, denn sie könnten Pathogene enthalten, die nach der Entsorgung auf Ackerflächen oder ins Grundwasser gelangen. Dadurch seien sie auch eine mögliche Infektionsquelle für wildlebende Tiere.

Ein Umdenken in der Lebensmittelversorgung ist notwendig

Die aktuelle Krise zeigt uns, wie wichtig es ist, die intensive Tierhaltung einzudämmen, um das Risiko weiterer Pandemien zu reduzieren. Auch das Risiko der Entstehung antibiotikaresistenter Keime kann so deutlich reduziert werden, während die bisherigen Maßnahmen (scheinbare Reduzierung der Antibiotikagaben durch einen Wechsel auf stärkere Antibiotika) ungeeignet sind.


Wieder einmal zeigt sich, dass ein Zurückfahren der Nutztierhaltung wichtige Beiträge zur Lösung vieler Probleme beiträgt: Sei es die Belastung der Umwelt und des Klimas, Risiken für die menschliche Gesundheit oder tierquälerische Zustände in den Ställen.


Deshalb setzen wir uns für eine Kombination aus höheren Tierschutzstandards, weniger Tierprodukten sowie mehr und besseren pflanzlichen Alternativen ein. Gerne arbeiten wir in diesen Themenbereichen mit Ihnen zusammen.