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Die vegane Burger-Revolution

Beyond Meat hat mit seinem rekordverdächtigen Börsengang im Mai 2019 eine ganze Branche in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Der Aktienkurs des kalifornischen Fleischalternativen-Herstellers ist in fünf Monaten um 500 % gestiegen; der Wert des Unternehmens ist dabei von 1,5 auf 9 Mrd. US-Dollar angewachsen.


Der große Erfolg von Beyond Meat ist nur ein Beispiel für die gerade stattfindende Burger-Revolution: Produkte aus Fleischalternativen etablieren sich am Markt. Ihre Hersteller gehen profitable Kooperationen mit alteingesessenen Lebensmittel- und Fleischkonzernen ein und machen ihre Produkte so mehr als je zuvor einer breiten Zielgruppe zugänglich.

Beyond Meat und Impossible Foods: Die Vorreiter aus den USA

Beyond Meat war zuletzt nicht nur wegen seines großartigen Börsenstarts, sondern auch dank interessanter Kooperationen in den USA in aller Munde: Nachdem das Unternehmen gemeinsam mit Kentucky Fried Chicken vegane Hähnchennuggets entwickelt hatte, war der Testlauf dermaßen erfolgreich, dass eine Aufnahme ins Standardsortiment nur eine Frage der Zeit sein dürfte. Für die Fast-Food-Kette Carl’s Jr. war der Beyond Burger die erfolgreichste neue Produkteinführung der letzten zwei Jahre. Auch Subway und Hello Fresh kündigten eine Kooperation mit Beyond Meat an. Nicht zuletzt erklärte Catering-Konzern Aramark kürzlich, durch seine Zusammenarbeit mit Beyond Meat ein Menü zusammenzustellen, das 30 % vegane oder vegetarische Optionen beinhalten wird.


In Deutschland vertreibt die PHW-Gruppe (Wiesenhof) die Produkte von Beyond Meat. Abnehmer sind unter anderem die Discounter Netto und Lidl sowie verschiedene Burger-Restaurants. Bei Lidl war der Burger am ersten Verkaufstag bereits nach wenigen Stunden ausverkauft.


Prominentester Konkurrent von Beyond Meat in den USA ist das Unternehmen Impossible Foods, dessen Burger beispielsweise bei Burger King und im Hard Rock Café auf der Speisekarte stehen. Das Unternehmen gab zudem eine Zusammenarbeit mit dem Caterer Sodexo bekannt.

Der Veggie-Burger ist im Massenmarkt angekommen

Als der erste vegane Burger, der zahlreichen Testessern zufolge tatsächlich genau wie Fleisch schmeckt, lenkt der Beyond Burger noch stärkeres Interesse auf eine Branche, die sich in den vergangenen zwei Jahren bereits gut entwickelt hat. Immer mehr Hersteller ziehen inzwischen nach und bringen ihre neuen veganen Alternativprodukte in den Handel und in die Restaurants. Die Zielgruppe ist dabei diverser als noch vor wenigen Jahren: Längst greifen nicht mehr nur Veganerinnen und Vegetarier im Bioladen zu, sondern auch Flexitarierinnen und interessierte Fleischesser im konventionellen LEH.


Die Marktprognosen für Fleischalternativen sind entsprechend vielversprechend: Experten sprechen von weltweit 7,5 Mrd. Dollar im Jahr 2025. Befeuert wird diese Nachfrage nicht nur durch die immer bessere Qualität der angebotenen Produkte. Das Bewusstsein der Konsumentinnen und Konsumenten für den Klimawandel und ihren Einfluss darauf dürfte ebenfalls eine Rolle spielen: Wer vegetarisch lebt, reduziert den Anteil der Ernährung an seinem Klima-Fußabdruck um mehr als ein Viertel – Veganer sogar um mehr als die Hälfte, sagt Benjamin Bordirsky vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung in der ZEIT.

Traditionelle Fleisch- und Lebensmittelkonzerne drängen auf den veganen Markt

Das Geschäft mit pflanzlichen Fleischalternativen lockt mit hohen Umsätzen und attraktiven Gewinnmargen. Vor diesem Hintergrund ist es kaum verwunderlich, dass sich auch etablierte Lebensmittelkonzerne immer mehr in diese Richtung orientieren.


So kaufte Nestlé bereits vor einigen Jahren den Hersteller Garden Gourmet und produziert nun u. a. die »Incredible Burger«-Patties für McDonald’s, die es auch (anders gewürzt) im deutschen LEH zu kaufen gibt. Unilever gab Ende 2018 den Kauf der Marke »The Vegetarian Butcher« bekannt. Dies entspricht dem Konzern zufolge der Unternehmensstrategie, »verstärkt pflanzliche Lebensmittel anzubieten, da diese gesünder sind und geringere Auswirkungen auf die Umwelt haben.«


Deutschlands ältester Metzgereibetrieb Ponnath, der vor zwei Jahren bereits den populären veganen Onlineversandhändler AVE (alles-vegetarisch.de) übernommen hat, stellt jetzt unter anderem den neuen veganen »Wonder Burger« für Aldi Süd her. Der »Next Level Burger« von Lidl wiederum stammt von der Firma Vefo, die vom ehemaligen Manager des Putenerzeugers Heidemark, Dr. Herbert Paschertz, geführt wird. Penny listet aktuell den »Peace Burger« des Fleischverarbeiters Vossko. Der niederländische Fleischlieferant Jan Zandbergen hat exklusiv den Vertrieb des britischen »Moving Mountain’s Burger« übernommen, den Kunden zum Beispiel bei der Restaurantkette Hans im Glück bestellen können.


Auf der Hand liegt weiterhin das Beispiel der Rügenwalder Mühle, die ihr vegan-vegetarisches Angebot stetig ausbaut und sogar Tierprodukte aus dem Sortiment streicht, um Produktionskapazitäten für pflanzliche Alternativen freizumachen. Mittlerweile bietet das Unternehmen aus Niedersachsen 17 vegetarische und zwölf vegane Alternativen für Wurst- und Fleischprodukte an, darunter drei vegane Burger. Die Veggie-Produkte machten Ende 2018 fast ein Drittel des Umsatzes aus. Geschäftsführer Godo Röben geht davon aus, dass dieser Anteil bis zum nächsten Jahr auf 40 % steigen wird.

Wachsendes Angebot, sinkende Preise

Eine Konkurrenz dieser Größenordnung war im veganen Burger-Bereich bis vor Kurzem noch undenkbar. Dadurch, dass mittlerweile auch in den Supermarkt- und Discounter-Regalen das Angebot wächst, werden die Produkte zu immer attraktiveren Preisen angeboten. So machen sie sich langsam aber sicher auf den Weg in eine Preisklasse, in der sie eine direkte Konkurrenz für konventionelle Fleischprodukte darstellen. Der »Peace Burger« bei Penny etwa kostet 1,99 € für 230 g. Lidl und Aldi rufen für ihre 227-g-Packungen 2,99 € auf. Damit sind sie immer noch günstiger als der Burger von Beyond Meat, der meist für etwa 5 € angeboten wird. Erklärtes Ziel von Beyond ist es, innerhalb von fünf Jahren die Preise eines herkömmlichen Fleischprodukts zu unterbieten.

Fazit: Vegane Burger sind nicht mehr wegzudenken

Die Entwicklungen der letzten Monate zeigen, dass man mit veganen Fleischalternativen außerordentlich erfolgreich sein kann. Der hervorragende Börsenstart und das beeindruckende Wachstum von Beyond Meat führen dazu, dass andere Unternehmen ihre Investitionen in massentaugliche Produkte steigern. Dadurch wächst sowohl die Qualität als auch die Verfügbarkeit solcher Produkte, während die Preise langsam aber sicher konkurrenzfähig werden. Wir gehen davon aus, dass diese Entwicklung erst am Anfang steht und sind gespannt auf zukünftige Entwicklungen.