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Der Masthuhn-Report 2023: Systemgastronomie im Check

Pressemitteilung

In ihrem aktuellen »Masthuhn-Report« untersucht die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, wie viel Tierschutz führende Systemgastronomen in der Haltung von Masthühnern umsetzen. Kentucky Fried Chicken und Domino’s schneiden dabei am besten ab. »Insgesamt hat sich seit dem letztjährigen Report jedoch erschreckend wenig verbessert«, kritisiert Luisa Kucz, Leiterin des Bereichs Lebensmittel-Fortschritt der Stiftung.

Für den Report nahm die Stiftung 15 führende Systemgastronomen in Deutschland unter die Lupe und vergab Punkte für verschiedene Tierschutz-Maßnahmen. Diese basieren auf den Kriterien der Europäischen Masthuhn-Initiative (MHI), die Mindestanforderungen an die Hühnermast definiert.

Masthuhnreport 2023

Drei Unternehmen landen dieses Jahr auf Stufe 3: KFC, Domino’s und Subway. Für KFC bedeutet das eine Verschlechterung im Vergleich zum Vorjahr, während Domino’s und Subway eine Stufe aufsteigen konnten. Bei der Mehrheit der Systemgastronomen beobachtet die Stiftung jedoch einen Stillstand: Viele Unternehmen formulieren keine Zielsetzungen für mehr Tierschutz, stellen ihre Lieferketten nicht um oder legen keine Berichte über etwaige Fortschritte vor. Zwölf Unternehmen erhielten nur 50 % der Punkte oder weniger, vier von ihnen sogar 0 % (Autogrill, Burger King, Call a Pizza und Starbucks). Für eine Umsetzung des Mindeststandards in der Breite ist es außerdem wichtig, dass die Unternehmen eine Unterstützungserklärung für ganz Europa abgeben, und nicht nur für einzelne Länder, so wie es Burger King und Starbucks handhaben. Diese heben ihre Standards in anderen Ländern an, halten dies aber in Deutschland nicht für notwendig.

»Wir sehen kaum Fortschritte. Zu viele Unternehmen ziehen sich aus der Verantwortung. Selbst bei Unternehmen, die sich bereits der Masthuhn-Initiative angeschlossen haben, sehen wir unnötige Verzögerungen oder mangelnde Dynamik in der Umsetzung«, sagt Luisa Kucz. »Hier erwarten wir ein deutlich schnelleres Tempo und mehr Problembewusstsein.«

Zur Methodik

Die Unternehmen konnten im ersten Schritt Punkte für das Vorliegen einer Selbstverpflichtung zu mehr Tierschutz in Bezug auf Masthühner sammeln. Je mehr Kriterien der Masthuhn-Initiative diese Selbstverpflichtung enthielt, desto mehr Punkte gab es. Im zweiten Bewertungsschritt ging es um die tatsächliche Umsetzung: Die volle Punktzahl bekam ein Unternehmen, wenn alle von ihm in Deutschland verwendeten Produkte nachweislich sämtliche Kriterien der Initiative erfüllen. Die Punkte aus beiden Bewertungsschritten gingen zu gleichen Teilen in das Gesamtergebnis ein.

Den vollständigen Bericht »Der Masthuhn-Report 2023: Systemgastronomie im Check« mit den Detailergebnissen der bewerteten Unternehmen können Sie hier herunterladen. Dort finden Sie auch Grafiken zur freien Verwendung.

Die Ergebnisse der Unternehmen im Überblick

KFC erreicht im Ranking die höchste Punktzahl. Die 75 % in der Gesamtwertung reichen jedoch nur für Stufe 3. Dieser Rückschritt im Vergleich zum letztjährigen Ranking, in dem KFC noch mit 79 % auf Stufe 2 gelandet ist, kommt durch einen geringeren MHI-Anteil der Lieferkette zustande. KFC unterstützt die Masthuhn-Initiative vollumfänglich. Es ist jedoch bedauerlich, dass KFC im Bereich »Umsetzung und Berichterstattung« nur noch 50 % erreicht – das sind 7 Prozentpunkte weniger als im letzten Jahr.
Domino’s ist KFC mit einem Gesamtergebnis von 69 % dicht auf den Fersen. Das Unternehmen nimmt die Masthuhn-Initiative ernst und begreift sie als integralen Bestandteil seiner Nachhaltigkeitsstrategie. Domino’s hat sich verpflichtet, die Kriterien der Masthuhn-Initiative bis 2026 vollständig umzusetzen. Bei der Umsetzung hat sich Domino’s von 17 % auf 37 % verbessert. Insgesamt landet das Unternehmen auf Stufe 3 (»Sichtbare Verbesserungen«) und macht damit im Vergleich zum letzten Jahr eine Stufe gut.
Subway landet mit einer Gesamtwertung von 60 % auf Stufe 3 und verbessert sich damit ebenfalls um eine Stufe. Das Unternehmen hat eine umfängliche Selbstverpflichtung zur Masthuhn-Initiative abgegeben, bei der Umsetzung und Berichterstattung gibt es mit erst 20 % der möglichen Punkte jedoch noch deutlich Luft nach oben. Positiv wirkt sich aus, dass Subway nun, zwei Jahre nach seinem Beitritt zur Initiative, erstmals einen Fortschrittsbericht vorgelegt hat.
Dean & David ist dieses Jahr ein Neuzugang im Masthuhn-Ranking und belegt mit einem Gesamtergebnis von 50 % nur die Stufe 4 (»Erste Schritte«). Einem Wert von 100 % bei »Selbstverpflichtungen und Ziele« stehen 0 % bei der Umsetzung gegenüber. Das Unternehmen ist bereits seit April 2020 Mitglied der Masthuhn-Initiative, hinkt aber seitdem mit der Veröffentlichung eines detaillierten öffentlichen Reports über umgesetzte Maßnahmen oder sonstige Fortschritte hinterher.
Bei Hans im Glück zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei Dean & David: Das Unternehmen hat sich ebenfalls bereits im Jahr 2020 verpflichtet, die Kriterien der Masthuhn-Initiative umzusetzen, kann aber genauso wenig Fortschritte in der Umsetzung durch einen detaillierten Bericht vorweisen. Mit einem Gesamtergebnis von 50 % landet Hans im Glück daher ebenfalls nur auf Stufe 4. Seinen ersten detaillierten Report hat das Unternehmen leider erst wenige Tage vor dieser Veröffentlichung und damit außerhalb des Untersuchungszeitraumes publiziert.
L’Osteria ist seit 2022 bei der Masthuhn-Initiative dabei, hat aber noch keinen Bericht über die Umsetzung vorgelegt. 100 % im Bereich 1 und 0 % im Bereich 2 ergeben ein Gesamtergebnis von 50 %. Das reicht nur für Stufe 4. Damit konnte das Unternehmen im Vergleich zum letzten Ranking nicht verbessern.
Auch Peter Pane schafft es nur auf Stufe 4. Das Unternehmen ist zwar dieses Jahr zum ersten Mal im Ranking vertreten, aber bereits seit 2019 Mitglied der Masthuhn-Initiative. Peter Pane informiert allerdings nur sehr vage über die Fortschritte und kann damit im Bereich »Umsetzung und Berichterstattung« nicht punkten.
Vapiano ist der Masthuhn-Initiative erst vor Kurzem beigetreten und hat noch keinen Bericht vorgelegt, daher ist eine Platzierung auf Stufe 4 (mit 50 %) nicht überraschend.
Die Stufe 5 (»Schlecht«) wird von Pizza Hut mit einem Gesamtergebnis von 47 % eröffnet. Damit hat sich das Unternehmen um eine Stufe verschlechtert. Da Pizza Hut seine Selbstverpflichtung in Deutschland nicht öffentlich an die VerbraucherInnen kommuniziert, gibt es hier nicht die volle Punktzahl. Obwohl das Unternehmen sich schon im Jahr 2019 zur Masthuhn-Initiative verpflichtet hat, liegt noch kein einziger Bericht über den Fortschritt der Umsetzung vor. Offenbar hat Pizza Hut also noch keine konkreten Schritte zu höheren Tierschutzstandards unternommen und bekommt deshalb in diesem Bereich 0 %.
Ikea erreicht in der Gesamtwertung 47 % und rutscht damit auf Stufe 5 ab. Das Unternehmen bekommt für seine »Selbstverpflichtungen und Ziele« lediglich 94 %, denn es macht sein Commitment nicht für die deutschsprachigen Kunden auf den relevanten Webseiten erkennbar. Ikea gibt zwar an, dass 55 % seines weltweit genutzten Hühnerfleischs einigen den Kriterien der Initiative entsprechen – jedoch ist unklar, auf welche Regionen und welche Kriterien sich diese Zahl bezieht, da Ikea hier keine Lieferkettentransparenz herstellt.
Autogrill – ein Neuzugang im Masthuhn-Ranking – steigt mit einer Gesamtwertung von 0 % auf der schlechtesten Stufen ein.
Bei Burger King hat sich nichts geändert: Die Gesamtwertung bleibt wie im letzten Jahr bei 0 %. Das Unternehmen gibt in Deutschland keinerlei Standards für die Hühnerhaltung vor, während es sich in anderen Ländern wie den USA, Kanada und Großbritannien zur Umsetzung der Kriterien verpflichtet hat. In Frankreich hat Burger King im letzten Jahr eine Selbstverpflichtung veröffentlicht, die dieselben Kriterien wie die MHI beinhaltet.
Auch bei Call a Pizza scheint es kein Interesse an einer verbesserten Hühnerhaltung zu geben. Es gibt keine veröffentlichten Standards. Das Unternehmen landet daher mit 0 % ebenfalls auf Stufe 6.
Mit einer Gesamtwertung von 5 % landet McDonald’s auf der letzten Stufe 6 (»Sehr schlecht«). Die Wertung ergibt sich aus einem Wert von 9 % für die Selbstverpflichtungen und Ziele und 0 % für die Umsetzung. McDonald’s hat zwar rudimentäre Verpflichtungen zur verbesserten Haltung von Masthühnern abgegeben, allerdings stehen diese bei Weitem nicht in Einklang mit den Anforderungen der Masthuhn-Initiative, die unter anderem von Veterinären entwickelte Mindestanforderungen darstellen. Im letzten Ranking hatte McDonald’s hier noch 17 % erreicht: 2022 hatte das Unternehmen öffentlich angegeben, keine Käfige mehr zu nutzen – diese Angabe ist heute nicht mehr auffindbar.
Auch Starbucks steht mit 0 % auf Stufe 6. Das Unternehmen hat in Deutschland keine Verpflichtung zur Masthuhn-Initiative abgegeben und hinkt damit den eigenen Standards in Großbritannien, den USA und Kanada hinterher.

Über die Europäische Masthuhn-Initiative

Die Europäische Masthuhn-Initiative wurde von der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt und weiteren europäischen Tierschutzorganisationen ins Leben gerufen, um die größten Missstände in der Hühnermast anzugehen. Weltweit haben sich bereits rund 600 Unternehmen zu höheren Tierschutzstandards entsprechend der Europäischen Masthuhn-Initiative verpflichtet. Unter ihnen sind Konzerne wie Nestlé und Unilever, Top-Caterer wie Sodexo, Hersteller wie die Rügenwalder Mühle und Lebensmitteleinzelhändler wie Aldi.