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Pflanzliche Proteine: Die zentrale Rolle der Supermärkte

Die Notwendigkeit nachhaltigerer Lebensstile und wirksamer Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels gewinnt weltweit an Bedeutung. Insbesondere in Europa zeigt sich vor diesem Hintergrund ein wachsendes Interesse an pflanzenreichen Ernährungsweisen. Doch wie können Supermärkte diesen Wandel unterstützen? Die Organisation Madre Brava beleuchtet in einer aktuellen Studie die Entwicklungen bei führenden europäischen Einzelhändlern.

Die Notwendigkeit des Wandels

Der Lebensmitteleinzelhandel trägt maßgeblich zu Treibhausgasemissionen bei. 70 % der durch Lebensmittel bedingten Emissionen stammen von tierischen Produkten wie Fleisch und Milch. Diese Emissionen sind nicht nur ein Problem für das Klima, sondern auch für die Umwelt, da die Tierhaltung erhebliche Mengen an Land und Wasser beansprucht und zur Entwaldung beiträgt.

Die Vorteile pflanzlicher Proteine

Der Umstieg auf pflanzliche Proteine bietet zahlreiche Vorteile. Studien zeigen, dass es sich sehr positiv auf die Umwelt auswirken würde, wenn 50 % der Verkäufe von Rind-, Schweine- und Hühnerfleisch durch Hülsenfrüchte, Tofu und pflanzliche Fleischalternativen ersetzt würden. Diese Maßnahme allein könnte die jährlichen Emissionen um 27,7 Millionen Tonnen CO2e senken, was etwa 22 Millionen weniger Autos auf den Straßen entspricht. Zudem würde sie eine Fläche von der Größe Portugals und Wasser in der Menge von 228.000 olympischen Schwimmbecken einsparen.

Händler positionieren sich als Vorreiter

Einige der größten europäischen Einzelhandelsketten, darunter Ahold Delhaize, Aldi Nord und Lidl, haben sich in einzelnen Ländern bereits ambitionierte Ziele gesetzt, um den Anteil pflanzlicher Proteine in ihren Sortimenten zu erhöhen und den von tierischen Produkten zu senken. Diese sogenannten Protein-Split-Ziele sind entscheidend, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und die Klimaziele zu erreichen.

Ahold Delhaize plant, bis Ende 2024 in allen europäischen Filialen Ziele zur Erhöhung des Anteils pflanzlicher Proteine und zur Reduktion tierischer Produkte festzulegen. Albert Heijn, die größte Marke von Ahold Delhaize in den Niederlanden, strebt an, bis 2030 eine Aufteilung von 60 % pflanzlichen zu 40 % tierischen Proteinen zu erreichen.

Lidl International hat bereits in sechs Ländern (Österreich, Belgien, Kroatien, Deutschland, Niederlande und Schweiz) unterschiedlich ambitionierte Protein-Split-Ziele veröffentlicht. Diese sollen auf alle 25 Länder, in denen das Unternehmen tätig ist, ausgedehnt werden. Ein solcher Schritt könnte Lidl zur ersten Supermarktkette machen, die ihre Proteinangebote weltweit an die Planetary Health Diet anpasst.

Aldi Nord hat in den Niederlanden ein Ziel von 60 % pflanzlichen zu 40 % tierischen Proteinen bis 2030 formuliert. Obwohl dies bisher nur für die Niederlande gilt, unterstreicht es das Engagement des Unternehmens.

Herausforderungen und Maßnahmen

Trotz dieser positiven Entwicklungen bleibt viel zu tun. Viele Einzelhändler haben noch keine umfassenden Protein-Split-Ziele auf Konzernebene festgelegt. Es ist unerlässlich, dass alle großen Einzelhändler in Europa konkrete, ambitionierte und messbare Ziele veröffentlichen, um die Transformation hin zu pflanzenreichen Ernährungsweisen voranzutreiben. Wir empfehlen unter anderem folgende Maßnahmen:

  1. Messung und Veröffentlichung der Protein-Splits: Einzelhändler sollten den Anteil pflanzlicher und tierischer Proteine in ihren Verkäufen messen und transparent kommunizieren, beispielsweise mit der ProteinTracker-Methode.
  2. Preisparität: Die Senkung der Preise für pflanzliche Produkte auf oder unter das Niveau tierischer Produkte kann den VerbraucherInnen den Umstieg erleichtern und erhöht nachweislich den Umsatz.
  3. Unterstützung der Landwirte: Eine gerechte Transformation erfordert die Unterstützung von Landwirtinnen und Landwirten bei der Produktion der nötigen pflanzlichen Rohstoffe – durch faire Preise und langfristige Verträge.

Die Vorreiter und Nachzügler

Lidl und Albert Heijn sind Vorreiter bei der Umsetzung von Protein-Split-Zielen und Preisparität. Lidl hat angekündigt, die Preise für pflanzliche Produkte zu senken, um sie mit den Preisen für tierische Produkte gleichzusetzen. Diese Maßnahme führte auch in Deutschland zu einem signifikanten Anstieg der Verkäufe pflanzlicher Produkte: Der Absatz stieg um 30 %.

Carrefour und Tesco haben ebenfalls Maßnahmen ergriffen, um den Anteil pflanzlicher Produkte in ihren Sortimenten zu erhöhen. Carrefour hat sich zum Ziel gesetzt, den Umsatz mit pflanzlichen Produkten bis 2026 um 65 % zu steigern und hat dieses Ziel bereits übertroffen. Tesco plant, den Verkauf pflanzlicher Produkte bis 2025 zu verdreifachen.

Jedoch gibt es auch Einzelhändler, die hinterherhinken. Edeka, Rewe und Sainsbury’s haben bisher überhaupt keine konkreten Protein-Split-Ziele veröffentlicht. Obwohl sie allgemeine Emissionsziele verfolgen, fehlt es an spezifischen Maßnahmen zur Förderung pflanzlicher Proteine. Auch die Ausweitung erster Ziele auf alle internationalen Märkte – wie bei Lidl und Aldi – steht bei vielen Händlern noch aus.

Fazit

Die Umstellung auf pflanzenreiche Ernährungsweisen ist nicht nur eine notwendige Maßnahme im Kampf gegen den Klimawandel, sondern bietet auch erhebliche Vorteile für die Umwelt, die menschliche Gesundheit und das Erschließen neuer Marktsegmente. Supermärkte haben eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung dieser Transformation und können durch gezielte Maßnahmen und klare Zielsetzungen einen großen Beitrag leisten.

Hier finden Sie weitere Informationen über unser Programm Plant Potential und die Studie von Madre Brava.