Cookie Consent by PrivacyPolicies.com
Informiert bleiben Icon Papierflieger

Jahresausblick 2020


Das Jahr 2020 verspricht, spannend zu werden. Wir wagen einige Prognosen.

Exponentielles Wachstum bei Masthuhn-Initiative wird anhalten

  • 2017: 50 Unternehmen
  • 2018: 100 Unternehmen
  • 2019: 200 Unternehmen

Damit das Wachstum exponentiell bleibt, muss im Jahr 2020 die 400er-Marke geknackt werden. Derzeit sieht es gut aus, denn die 250er-Grenze wurde schon im Januar überschritten. Wir prognostizieren für dieses Jahr die nächste Verdopplung bei den Beitritten von Unternehmen.

Neuer Fisch-Fokus ist gekommen um zu bleiben

Die Tierschutzbewegung setzt sich erst seit relativ kurzer Zeit dafür ein, die Standards für Fische anzuheben. Jede Wette: Das ist mehr als nur ein Trend. Das machen wir an zwei Faktoren fest: Immer mehr private Spender und Stiftungen stellen Gelder zur Verfügung und die Zeit ist schlichtweg reif dafür, zumindest die grausamsten Methoden (z. B. Schlachtung ohne Betäubung) abzuschaffen.

Ende des Kükentötens per Zwang

Nach dem weitestgehend erfreulichen Urteil des Bundesverwaltungsgerichts versucht die Geflügelindustrie, Julia Klöckner auf der Nase herumzutanzen. Die große Frage ist: Wird sie dem aus eigener Motivation ein Ende setzen, oder wird weiterer juristischer Druck notwendig sein, damit sie handelt? Wir schätzen beide Szenarien als ähnlich wahrscheinlich ein. Die kleinste Chance sehen wir darin, dass die Geflügelindustrie zur Besinnung kommt und echten Ehrgeiz in der Thematik entwickelt.


Wird das Ende der Anbindehaltung besiegelt?

Seit einiger Zeit mehren sich die (äußerst einflussreichen) Stimmen, die bezüglich der Anbindehaltung von Milchkühen den Einstieg in den Ausstieg sowie weitere Verbesserungen fordern. Die Tierhalter-Lobby reagiert wie gewohnt: Sobald die Aussage »völlig unmöglich« nicht mehr ernstgenommen wird, versucht man, faule Kompromisse zu schließen. Wie es genau weitergeht, bleibt abzuwarten. Wir werden uns für ein echtes Ende der Anbindehaltung sowie für weitere Verbesserungen einsetzen.

Weichenstellung bei Ferkelkastration

Nach einer Findungsphase über die letzten Jahre ist sich die Tierschutzbewegung inzwischen einig, dass ein erfolgreicher Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration auf eine breite Unterstützung der Immunokastration angewiesen ist. Wir werden uns für eine weiter wachsende Akzeptanz in der Wirtschaft einsetzen. Den »vierten Weg«, also die Kastration unter lokaler Betäubung, gilt es aufgrund etlicher Probleme zu verhindern.


Verfassungswidrige Kastenstände

Wir gehen davon aus, dass Julia Klöckner das Tierschutzrecht verschlechtern und den Einsatz zu enger Kastenstände legalisieren wird. Und wir prognostizieren, dass sie damit auf die Nase fallen wird.

Juristische Schritte

Derzeit vielerorts unterschätzt (und/oder nicht richtig wahrgenommen) werden die wachsenden Möglichkeiten der Tierschutzbewegung, juristisch gegen routinemäßige Verstöße gegen das Tierschutzrecht vorzugehen. Wir rechnen mit weiteren Klagen in 2020. Bis diese Klagen durch alle Instanzen gelangen, werden einige Jahre vergehen, doch das mindert die Sprengkraft der Klagen nicht.


Never (?) ending story: Ausstieg aus dem Schnabelkürzen

Faule Kompromisse sucht man auch bei KAT, indem man versucht, mit seinen Standards meilenweit hinter dem wissenschaftlichen Konsens zu bleiben. So bleibt der Ausstieg aus dem Schnabelkürzen ein Rückschritt für den Tierschutz, denn man hält die Hennen nach wie vor so schlecht, dass sie Verhaltensstörungen entwickeln. Das ist mit ungekürzten Schnäbeln gefährlicher als mit gekürzten Schnäbeln. Ob sich der LEH die als Fortschritt getarnte Verweigerungshaltung von KAT gefallen lässt? Wir hoffen, nicht.

ITW, quo vadis?

Die Initiative Tierwohl geht in die nächste Runde und wird ihre Reichweite vergrößern. Ihr größter Pferdefuß: Sie setzt auf Standards, die mit bloßem Auge kaum von der konventionellen Massentierhaltung unterscheidbar sind. 10 % mehr Platz und ein paar weitere eher kosmetische Verbesserungen haben mit »Tierwohl« leider noch nichts zu tun, sondern müssen unter »Minimal-Tierschutz« verbucht werden. Ob und wann man sich traut, größere Brötchen zu backen, vermögen wir nicht einzuschätzen.


Labeling: LEH, Deutschland, Europa

Die Haltungsform-Kennzeichnung des LEHs würden wir gerne mehr loben und zu ihrer Verbreitung beitragen, doch solange es hauptsächlich darum geht, vom gesetzlichen Minimum (Stufe 1) auf das zu geringe ITW-Niveau (Stufe 2) zu kommen, ist uns das zu wenig. Die Kriterien, die dem BMEL vorschweben, erfüllen zwar auch viele Tierschutzwünsche nicht, sind aber ambitionierter. Was wird Julia Klöckner auf europäischer Ebene bewirken können? Wir gehen davon aus, dass sie einige Verbündete (z. B. Frankreich) finden wird, doch wie weit das führen wird, können wir derzeit nicht einschätzen.

Klima und Umwelt werden immer zentraler

Im letzten Jahr hat sich unternehmensseitig viel im Bereich Klimaschutz getan. Das ist sehr erfreulich, hat aber auch eine Schwachstelle: Eine reine Fokussierung aufs Klima ist zu einseitig, denn was nützt es uns z. B., wenn wir die Klimakatastrophe abwenden, nur um einige Jahre später festzustellen, dass die meisten Böden unfruchtbar geworden sind.


Daher ist ein breiterer Blick auf alle Umweltfolgen der Produktion und des Konsums von Lebensmitteln vonnöten. Wir werden dazu beitragen.

F&E bei Tierprodukt-Alternativen trägt Früchte

Immer mehr Unternehmen investieren immer mehr Geld, um herausragende pflanzliche Alternativen zu Tierprodukten zu kreieren. Die besten Produkte können die meisten Menschen in Blindverkostungen nicht mehr von Tierprodukten unterscheiden. Man muss kein Hellseher sein, um vorherzusagen, dass diese Entwicklung fortschreiten wird. Zudem gehen wir davon aus, dass die Preise guter pflanzlicher Alternativen langsam aber sicher sinken werden.

Rekord-Investitionen bei Fleisch aus Zellkulturen

Auch die Rekorde bei den Investitionen in die Entwicklung von Tierprodukten aus Zellkulturen werden vermutlich nicht abreißen. Bis das auch Auswirkungen auf unsere Ernährung hat, dürften allerdings noch mehrere Jahre vergehen.