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Jahresrückblick 2015 und Ausblick

Dass die Tierschutzdebatte nicht abebben wird und die vegane Ernährung immer weiter an Bedeutung gewinnt, hat das Jahr 2015 deutlich gezeigt. Wir geben Ihnen hier einen kurzen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen des vergangenen Jahres und einen Ausblick auf die relevanten Themen des Jahres 2016.

Initiative Tierwohl mit Startschwierigkeiten

Detailliert auf die Initiative Tierwohl sowie auf deren Probleme und die vielfältige Kritik dazu einzugehen, würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen – eingehende Diskussionen des Themas lassen sich in den Medien finden. Was allerdings selten erwähnt wird, ist, wie bemerkenswert es in vielerlei Hinsicht ist, dass sich die Initiative überhaupt gebildet hat. Wir greifen das Thema auch weiter unten in unserem Ausblick auf.

Schnabelkürz-Ausstieg gerettet

Im Jahr 2015 wurde intensiv um das Ob, Wann und Wie des Ausstiegs aus dem Schnabelkürzen bei Legehennen gerungen. Zumindest das Ob und Wann sind jetzt geklärt.

Vegane Großverpflegung

Im Bereich der veganen Großverpflegung hat sich einiges getan. Während das Thema »Vegan« auf der Internorga, einer der wichtigsten Leitmessen für die (Groß-)Gastronomie, in den vorherigen Jahren noch ein Schattendasein geführt hatte, wurde es im Jahr 2015 verstärkt in den Fokus gerückt. Zahlreiche Unternehmen präsentierten neue Produkte und bauten damit ihre veganen Sortimente deutlich aus.


Wir unterstützen diese Entwicklung mit unserem im letzten Jahr veröffentlichten Leitfaden für die vegane Großverpflegung, der bereits auf sehr viel positive Resonanz gestoßen ist.

Vegane Produktentwicklungen

Vegane Produkte werden nicht nur im Bereich der Großgastronomie immer wichtiger – auch der Außer-Haus-Markt hat die Zeichen der Zeit erkannt. So führten 2015 beispielsweise World of Pizza, Hallo Pizza und die Deutsche Bahn ein veganes Angebot ein.


Auch viele für den Einzelhandel produzierende Unternehmen stiegen 2015 in den Vegan-Markt ein oder verbreiterten ihre Produktpalette entsprechend. Dies machte die Anuga 2015 deutlich, auf der selbst alteingesessene Produzenten von Fleischprodukten wie z. B. Wiesenhof ihre veganen Produktneuheiten vorstellten.

Entwicklungen im LEH

Im letzten Jahr haben sich die drei Lebensmittel-Einzelhandelsketten Aldi Süd, Kaufland und Lidl zu Fragen des Tierwohls positioniert und entsprechende Papiere veröffentlicht. Viele Lebensmittelmärkte haben außerdem ihr veganes Sortiment stark erweitert. Wie veganfreundlich sich die deutschen Lebensmittelmärkte generell präsentieren, haben wir erstmals mit unserem Vegan-Benchmarking untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass einige Unternehmen sich bereits gut auf die steigende Nachfrage nach veganen Produkten eingestellt haben – in einigen Fällen sehen wir aber noch (z. T. deutlichen) Verbesserungsbedarf.

Ausblick auf 2016

Im Jahr 2016 erwarten wir, dass die veganen Sortimente und Angebote stetig weiter auf- bzw. ausgebaut werden – dies gilt insbesondere für die Unternehmen, die in diesem Bereich bisher noch unterdurchschnittlich aufgestellt sind. Nestlé hat sich dazu bereits positioniert: So äußerte die deutsche Vorsitzende Béatrice Guillaume-Grabisch kürzlich in der LZ, die Präferenz zu weniger Fleisch werde den Speiseplan immer stärker bestimmen. Dementsprechend stelle man sich auf den weiteren Vormarsch von Fleischalternativen ein. Auch Ingo Schier, Vorsitzender der Geschäftsführung von Nielsen Deutschland, zeigte sich im Interview mit der LZ überzeugt davon, dass Verbraucher 2016 unter anderem die Produktkategorien vorziehen werden, die Food-Trends aufgreifen und beispielsweise vegane und vegetarische Produktvarianten anbieten.


Da der Handel aktuell noch viele geschmacklich dürftige Vegan-Produkte listet, gehen wir außerdem davon aus, dass es nach der Etablierung einer gewissen Angebotsbreite mittelfristig zu einer qualitätsgetriebenen Marktbereinigung kommen wird. Ähnlich äußerte sich GfK-Handelsexperte Wolfgang Adlwarth gegenüber der LZ: »Der Veggie-Trend wird sich fortsetzen. Gerade auch, weil jetzt viele in den Markt drängen und so auch noch ein gewisser Angebotsdruck erzeugt wird.«


Auch bei den pflanzlichen Mopro-Alternativen erwartet man branchenintern weiter solide Zuwachsraten: Alpro-Geschäftsführer Michael Ohlendorf prognostiziert, dass der Anteil am Mopromarkt in Deutschland von zurzeit geschätzten 2 Prozent auf 5 bis 10 Prozent ansteigen wird.


Weiterhin wird der Tierschutz in der Nutztierhaltung im Jahr 2016 ein wichtiges Thema bleiben. U. a. wird es hier um die genaue Ausgestaltung des Ausstiegs aus dem Schnabelkürzen gehen, bei dem noch nicht klar ist, ob er wirklich ein Erfolg für die Tiere sein wird: Sollten die KAT-Tierschutzstandards nicht deutlich angehoben werden, ist ein »race to the bottom« zu befürchten, bei dem es nur darum geht, den Ausstieg möglichst kostensparend umzusetzen – auf Kosten der Tiere.


Als weiteres Kernthema werden unserer Ansicht nach die routinemäßigen Verstöße gegen das geltende Tierschutzrecht das Jahr bestimmen. Neben den Amputationen von beispielsweise Schwänzen und Schnäbeln sind hier die ganzjährige Anbindehaltung bei Milchkühen und der Einsatz von zu engen Kastenständen und Vollspaltenböden in der Schweinehaltung zu nennen. Spannend bleibt in diesem Zusammenhang auch, ob und wie sich die Initiative Tierwohl weiterentwickeln wird, denn das wird darüber entscheiden, wie sich die Tierschutz- und Verbraucherverbände gegenüber der Initiative positionieren werden.


Dass die ersten Unternehmen bereits damit begonnen haben, ihre Tierwohl-Standards festzuschreiben und zu veröffentlichen, ist sehr begrüßenswert. Wir rechnen damit, dass sich dieser Trend auch im Jahr 2016 fortsetzen wird.