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Fleischalternativen sind krisensicher

Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft schwer getroffen. Es gibt jedoch auch Unternehmen, die sich in der Krise gut behaupten konnten und sogar gestärkt daraus hervorgehen werden. Zu ihnen gehören Hersteller pflanzlicher Fleischalternativen wie Impossible Foods und Beyond Meat. Beide mussten in den vergangenen Monaten ihre Produktion deutlich hochfahren, um die Nachfrage zu befriedigen – von »Rekordverkäufen im ersten Quartal« ist die Rede. Demgegenüber stehen weltweit viele Fleischfabriken, die aufgrund der Pandemie gezwungen waren, ihre Produktion einzustellen.


Alternativprodukte haben sich somit als weitaus krisensicherer herausgestellt als Fleisch. Die Gründe dafür beleuchten wir in diesem Artikel – und auch, warum diese Produkte dabei helfen können, neue Krisen zu verhindern oder abzufedern.

Arbeitsbedingungen

Ob in den USA oder in Deutschland: Schlachthöfe gelten mittlerweile als Corona-Hotspots. Ein Grund dafür sind prekäre Arbeitsbedingungen, enge Sammelunterkünfte und die Arbeit am Fließband ohne viel Abstand. Dagegen meldeten Beyond Meat und Impossible Foods bisher keinen einzigen Corona-Fall. Ein Grund dafür ist ihr hoch technisiertes Produktionsverfahren. Die Angestellten stehen nicht dicht an dicht am Fließband, außerdem sind die Unternehmen generell auf weniger Personal angewiesen. Etwaige Ausfälle von Arbeitnehmern – ob krankheitsbedingt oder aus anderen Gründen – können diese Firmen daher viel effizienter auffangen als Schlachtunternehmen.

Lieferketten

Der Weg vom lebenden Tier zum fertigen Produkt im Supermarkt ist lang: Je nach Tierart vergehen von der Befruchtung der Mutter bis zur Schlachtung und Weiterverarbeitung wenige Monate bis mehrere Jahre. Jede Störung in der eng aufeinander abgestimmten Wertschöpfungskette ist ein Problem fürs ganze System. So mussten Landwirte in den USA kürzlich tausende Tiere töten, weil die Schlachthöfe coronabedingt geschlossen waren – für viele eine ethische und wirtschaftliche Katastrophe.


Die Vorteile pflanzlicher Produkte liegen hier auf der Hand: Pflanzliche Burger, Schnitzel und Würstchen rollen ohne allzu lange Vorlaufzeit innerhalb weniger Stunden oder Tage vom Fließband. Somit können die Produzenten passgenau auf Marktentwicklungen reagieren. Darüber hinaus sind die Zutaten lange haltbar. Sollte aufgrund unvorhersehbarer Krisen die Nachfrage sinken oder sich die Produktion verzögern, können die Rohstoffe gelagert werden, bis sich der Markt erholt hat.

Gesundheit

Die Corona-Pandemie hat die Verbraucher für die gesundheitlichen Risiken, die von der Fleischbranche ausgehen, sensibilisiert. Viele von ihnen wissen jetzt, dass tierische Produkte die Entwicklung und Verbreitung von Krankheitserregern fördern können – und dass Tierhaltungsbetriebe nicht nur von Krisen betroffen sein können, sondern sie auch auslösen. Dagegen entstehen pflanzliche Alternativen sowie Fleisch aus Zellkulturen in einem sicheren, kontrollierten Produktionsumfeld, das die Gefahr für Keime und andere Kontaminationen sehr klein hält.


Hinzu kommt, dass ein hoher Fleischkonsum gerade die Volkskrankheiten begünstigen kann, die als Risikofaktoren für einen schweren Verlauf einer Covid-19-Infektion gelten: Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine pflanzenbasierte Ernährung kann dabei helfen, diese Risikofaktoren auch im Lichte künftiger Pandemien zu reduzieren und somit eine ganze Gesellschaft gesünder und krisensicherer zu machen.

Umwelt

Neben dem Gesundheitsaspekt gelangt ein weiterer Nachteil tierischer Produkte immer weiter ins öffentliche Bewusstsein: Sie tragen erheblich zum Klimawandel bei. Wenn wir Umweltkrisen – oder besser gesagt: Umweltkatastrophen – vermeiden wollen, ist die Förderung pflanzlicher Alternativen deshalb ein wesentlicher Schritt. Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist das ein wichtiges Argument für die Reduzierung des eigenen Fleischkonsums.

Innovation

Die Fleischindustrie ist abhängig von einer »ineffizienten, prähistorischen Technik, die seit Millionen von Jahren nicht verbessert wurde«. Patrick Brown, Gründer und CEO von Impossible Foods, meint damit die Schlachtung von Tieren. Dieses Vertrauen auf überholte Herstellungsmethoden und Geschäftsmodelle macht die Fleischindustrie sehr anfällig für Krisen – das Coronavirus führt uns das aktuell deutlich vor Augen.


Dagegen bringen die Hersteller von pflanzlichen Alternativen und Fleisch aus Zellkulturen laufend Innovationen hervor: Produktionstechniken werden verbessert und Rezepturen verfeinert. Gleichzeitig fallen diese Produkte immer weiter im Preis, sodass sie in absehbarer Zeit weniger kosten könnten als konventionelles Fleisch. Dann wird es für Fleischunternehmen, die diese Entwicklungen nicht wahrhaben wollen, jedoch zu spät sein, um noch einzulenken.

Fazit

Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, dass die Fleischbranche nicht mehr zeitgemäß ist. Sie basiert auf ausbeuterischen und ineffizienten Geschäftsmodellen und konnte sich deshalb in der Krise nicht bewähren. Zudem ist sie ein Teil des Problems, weil sie Krisen im Gesundheits- und Umweltbereich verstärkt.


Unternehmen, die ihrer Zeit hinterherhinken, verschwinden irgendwann in der Bedeutungslosigkeit – man denke nur an Walfang-Flotten, Hersteller von Pferdekutschen oder, neuzeitlicher, Kodak, Nokia und Blackberry. Wann es der Fleischindustrie auch so ergehen wird, ist nur eine Frage der Zeit. Die Unternehmensberatung Kearney geht davon aus, dass Fleischalternativen aus Pflanzen und Zellkulturen bereits im Jahr 2030 rund 30 % der weltweiten Versorgung mit Fleisch ausmachen werden. Eine Umorientierung ist also dringend zu empfehlen.