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Nachhaltigkeitsberichte von Aldi Nord, Süd, Lidl & Rewe

Die Nachhaltigkeits-Berichterstattung anhand der Global Reporting Initiative (GRI) breitet sich im deutschen Lebensmitteleinzelhandel aus. Im Juni und Juli 2018 haben Aldi Nord und Süd sowie Lidl und die Rewe Group ihre jüngsten GRI-Berichte veröffentlicht. Das nehmen wir zum Anlass, um einen Blick auf die Berichte zu werfen – insbesondere aus Perspektive des Tierschutzes.

Erfahrung und Berichtsgegenstände

Aldi Nord und Süd sowie die Rewe Group haben vor zwei Jahren ihre ersten GRI-Berichte veröffentlicht und vor einem Jahr je einen Zwischenbericht herausgegeben. Für Lidl ist das der erste GRI-Bericht. Lidl beschränkt sich in seiner Berichterstattung auf Deutschland, während die drei anderen Einzelhändler ihre internationalen Aktivitäten beschreiben.

Tierschutz in den GRI-Berichten

Alle vier Einzelhändler gehen mehr oder weniger intensiv auf den Tierschutz ein. Dabei verwenden leider alle den problematischen Begriff des Tierwohls: Er ist nicht einheitlich definiert und wird von verschiedenen Seiten für Maßnahmen verwendet, die noch nicht einmal den tierschutzrechtlichen Mindeststandard erfüllen. Da sich viele »Tierwohl-Tiere« in ihrem Leben nur sehr selten wirklich wohl gefühlt haben dürften, ist der Begriff auch potenziell irreführend.


Drei der vier Unternehmen decken mit dem GRI-Thema »FP10« den Tierschutz ab. Der Ausreißer ist hier auf den ersten Blick Aldi Süd, bei dem der Tierschutz im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht sowie im CR-Portal nur eine Randerscheinung ist. In seiner CR-Broschüre geht der Discounter dagegen aufs Thema ein und berichtet z. B. über die Marke »Fair & Gut«, das Pilotprojekt »Henne & Hahn«, die Initiative Tierwohl und die Tierschutzstandards der »Landmilch«. Aldi Nord führt den Tierschutz in seinem Bericht immer wieder an: Im eigentlichen Bericht gibt es ein kurzes Kapitel zum Thema. Zudem hat das Unternehmen dem Thema auf seinen Nachhaltigkeitswebseiten für Deutschland und weitere Länder mehrere Unterseiten gewidmet, die sich z. B. hier über den Tag »Tierwohl« erreichen lassen. Dort zitiert das Unternehmen mehrere Tierschutzorganisationen und geht auf Vergleiche wie den BBFAW sowie unsere Übersicht zu den Tierschutzstandards der LEH-Unternehmen ein.


Im Bericht von Lidl führt das Schlagwort »Tierwohl« zu vielen Treffern. Vor allem geht es hier um die Initiative Tierwohl und den Haltungskompass. Aber auch der Ausstieg aus dem Schnabelkürzen sowie die Tierschutzstandards der Eigenmarke »Ein gutes Stück Bayern« werden thematisiert. Auf seiner Nachhaltigkeits-Webseite gibt es zudem noch einen Fernsehbeitrag über einen Hühnermastbetrieb zu sehen, der u. a. Lidl beliefert.


Am ausführlichsten äußert sich die Rewe Group zum Thema Tierschutz. Auf acht Seiten führt sie verschiedene Maßnahmen und Eigeninitiativen auf. Diese beinhalten zum Teil übergreifende Themen wie die »Leitlinie für Nachhaltiges Wirtschaften«, das »Leitbild Nutztierhaltung der Zukunft«, die (aus unserer Sicht veralteten) Five Freedoms und eine Strategieentwicklung für 2030. Zudem deckt die Rewe Group konkrete Themen wie die Initiative Tierwohl, den Verzicht auf die unbetäubte Ferkelkastration sowie das routinemäßige Amputieren von Ringelschwänzen, Early Feeding von Mastküken, ein Joint Venture zur Geschlechtsfrüherkennung im Ei, die Zucht einer neuen Putenrasse für die Bio-Mast und weiteren Maßnahmen ab. Auf der Webseite zum Bericht kann man im »Nachhaltigkeitsmagazin« Details erfahren und Videoberichte sehen.

Vegetarisch-vegan

In diesem Bereich sticht Aldi Nord hervor. Der Discounter führt u. a. die Zahl der als vegetarisch oder vegan gekennzeichneten Artikel auf. Die Entwicklung ist beeindruckend: Von 29 Artikeln im Jahr 2015 hat sich die Gruppe auf 185 Artikel in 2017 gesteigert.


Aldi Süd gibt einen weniger tiefen Einblick, führt aber auf, allein in Österreich 416 gekennzeichnete Produktsorten gelistet zu haben. In seiner CR-Broschüre geht das Unternehmen zudem auf seinen Titel »Veganfreundlichster Discounter« ein und führt auf, in Deutschland 221 gekennzeichnete Produktsorten zu führen.


Bei Lidl und der Rewe Group fällt das Thema dagegen leider unter den Tisch.

Die Ziele der Einzelhändler

Die GRI ermutigt Unternehmen, ihre Ziele in verschiedenen Themengebieten darzulegen. Dem kommen die vier Einzelhändler zum Teil sehr konkret nach, teilweise aber auch recht vage.


Aldi Nord verweist zu seinen Tierschutz-Zielen auf die Einkaufspolitiken der einzelnen Länder, die nach und nach solche Dokumente veröffentlicht haben bzw. dies planen. Außerdem führt der Discounter in seiner Zieltabelle das folgende neue Ziel auf: »Ausweitung von Prüf-/Zertifizierungssystemen sowie eigenen Standards, die über das gesetzliche Maß hinausgehen und Tierwohl-Aspekte beinhalten«. Dieses Ziel wird als fortlaufend aufgeführt und gilt für die gesamte Unternehmensgruppe. Zudem soll die Anzahl von Fleisch- und fleischhaltigen Artikeln mit dem Aldi Transparenz Code gesteigert werden sowie der Anteil zertifizierter Fisch- und fischhaltiger Produkte bis 2018 gruppenweit auf 50 % gesteigert werden.


Von Aldi Süd erfährt man in den Nachhaltigkeitsberichten leider keine Ziele in den Bereichen Tierschutz oder vegetarisch-vegan. Ein Blick auf das internationale Tierschutz-Positionspapier zeigt allerdings, dass der Discounter hier durchaus Ziele verfolgt. Ähnlich ist es bei der Rewe Group: Zielrichtungen zu diesen Themen findet man nicht im GRI-Bericht, sondern in den anderen o. g. Dokumenten.


Lidl plant die Einführung eines Tiergesundheitsindex und möchte die Beendigung des Tötens männlicher Küken voranbringen. Auch hier erlaubt die Einkaufspolitik tiefere Einblicke.

Was man in keinem Bericht findet

Die GRI lädt nicht nur über ihr Thema »FP10« dazu ein, über Tierschutzthemen zu berichten. Auch die Anwendung von »FP9« (Zucht/Überzüchtung), »FP11« (Haltungsformen), »FP12« (Antibiotika und andere Medikamente) und »FP13« (Verstöße gegen das Tierschutzrecht und eigene Standards) wäre äußerst interessant gewesen.


»FP10« führt außerdem auf, dass man über Amputationen berichten sollte – ein Thema, das in den meisten Berichten recht kurz kommt.

Fazit: Ein guter Anfang

Die GRI-Berichte der vier Unternehmen/Unternehmensgruppen sind beachtenswert. Wir würden es begrüßen, wenn noch mehr Unternehmen nach GRI berichten würden. Auch tiefergehende Informationen wären wünschenswert. Unternehmen, die hier noch weiter am Anfang stehen, sollten sich aber zunächst darauf konzentrieren, aussagekräftige Tierschutzrichtlinien zu entwickeln. Bei diesem Prozess haben wir schon mehrere Unternehmen vertraulich unterstützt. Sprechen Sie uns an, wenn dies auch für Sie von Interesse ist.

Die vollständigen Berichte

Wenn Sie sich die gesamten Berichte anschauen wollen, dann finden Sie sie unter den folgenden Links: